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Hoffmann von Fallersleben zum 200. Geburtstag

Zurückgeblättert

Am 26. August 1841 schrieb der Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf der Insel Helgoland das "Lied der Deutschen" mit der für uns durch die Nazis unerträglich gewordenen Eingangszeile "Deutschland, Deutschland, über alles". Zuerst als Flugblatt verbreitet, wurde es in den zweiten Band der Gedichtsammlung "Unpolitische Lieder" aufgenommen. Mit dem Titel "Unpolitische Lieder" sollte die Zensur getäuscht werden. Hoffmann kritisierte sowohl die Monarchie, das Militär, die Zensur und die deutsche Kleinstaaterei, als auch Duckmäusertum und mangelndes politisches Interesse im Volk.

Aber die Zensurbehörde ließ sich nicht täuschen. Sie stellte fest: "Der Inhalt dieser Gedichte hat als ein durchaus verwerflicher erkannt werden müssen." So verlor Hoffmann 1842 seine Anstellung als Professor der Germanistik und als Bibliothekar in Breslau.

Geboren wurde August Heinrich Hoffmann, der sich nach seinem Geburtsort Fallersleben bei Lüneburg den Namen "von Fallersleben" zulegte, am 2. April 1798 als Sohn des dortigen Bürgermeisters. Er studierte Theologie, Literaturwissenschaften und Philosophie. Während des Studiums lernte er den Dichter Theodor Körner und die Gebrüder Grimm kennen.

Sein besonderes wissenschaftliches Interesse galt den Mundarten, der Volksdichtung und der alten deutschen Literatur. Er entdeckte mehrere alte Handschriften und gab Volksliedersammlungen heraus. Mit dieser Arbeit setzte er die Tradition der Romantiker fort. Wie diese wollte er mit der Besinnung auf die alte deutsche Literatur das Nationalbewußtsein und das Gefühl für die Zusammengehörigkeit aller Deutschen stärken.

1831 war er nach Breslau gekommen. Nach der Entlassung führte er ein unstetes, entbehrungsreiches Leben. 1845 heiratete er seine 19jährige Nichte Ida Zum Berge. Erst 1860 kam er zur Ruhe: Auf Schloß Corvey an der Weser erhielt er eine Anstellung als Bibliothekar. Dort ist er am 19. Januar 1874 gestorben.

Neben Ferdinand Freiligrath und Georg Herwegh gehört Hoffmann von Fallersleben zu den bedeutendsten Vertretern der sogenannten Vormärzliteratur, das heißt jener Literatur, die die Revolution von 1848 mit vorbereitete. Dabei war er produktiver und volkstümlicher als seine Mitstreiter.

Seine Volkstümlichkeit äußerte sich vor allem in seinen etwa 200 Kinderliedern und -gedichten. Dazu gehören unter anderem "Alle Vöglein sind schon da", "Ein Männlein steht im Walde", "Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald" und "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Volkstümlich waren seinerzeit aber auch Gedichte wie "Mein Vaterland", das mit der Strophe beginnt; "Treue Liebe bis zum Grabe / Schwör ich dir mit Herz und Hand; / Was ich bin und was ich habe, / Dank ich dir, mein Vaterland."

Mehrmals stand Hoffmann vor der Entscheidung, Deutschland zu verlassen. Nach der Revolution von 1848 wurde es auch für ihn schwerer, sich innerhalb Deutschlands seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


Aber er blieb, wenn auch er einen großen Teil seiner geliebten Bibliothek verkaufen mußte. Hatte er vor und nach 1848 die gesellschaftlichen Zustände und die staatliche Zerrissenheit Deutschlands kritisiert und glossiert, so begrüßte er Bismarcks Reichseinigung von 1871. Im Unterschied zu Freiligrath und Herwegh bedichtete er Wilhelm I., kritisierte aber zugleich die nach 1871 einsetzende Konjunktur. Über den größten Teil von Hoffmanns politischer und satirischer Lyrik ist die Zeit hinweg gegangen. Seine Kinderlieder sind lebendig geblieben. Und das Beispiel seines aufrichtigen mutigen Lebens ist unserer Erinnerung wert. Jürgen Israel

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.03.1998

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