Der ungarische Erfolg kennt viele Verlierer
Tag-des-Herrn-Aktion
Die Europäische Union berät über den Beitritt Ungarns. Der derzeitige ungarische Wirtschaftminister der postkommunistischen-liberalen Horn-Regierung stellt im Deutschlandfunk seine "Erfolgsbilanz" ohne Widerspruch dar. So entsteht der Eindruck, daß Ungarn ein "wohlhabendes" Land sei. Doch dieser vermeintliche Reichtum steht nur einer ganz kleinen Prozentzahl der Bevölkerung offen, meist sind dies die alten Machthaber, welche noch immer an Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft sitzen.
Die vom Wirtschaftsminister präsentierte "Erfolgsbilanz" wurde mit tiefen Einschnitten in das gesellschaftliche und soziale Gefüge Ungarns erkauft. Kein Wort des Ministers über die hohe Arbeitslosigkeit oder die unter dem Existenzminimum liegenden Löhne. Dabei wären diese Informationen mit Blick auf die zukünftige innere und soziale Gestaltung der Europäischen Union viel interssanter gewesen. Ein Beipiel: Wenn eine Familie in Ungarn mit zwei Kindern gut verdient, stehen ihr rund 60 000 Forint - 550 Mark! - zur Verfügung. Doch die meisten haben weniger!
Der katholische Seelsorger János Molnar aus Magyarszek bringt die soziale und wirtschaftliche Situation seines Landes mit dem Wort vom Wildkapitalismus auf den Punkt. Eine Einschätzung, die auch Dr. János Szalay, der Diözesancaritasdirektor von Pecs teilt. Aus seiner alltäglichen Arbeit kennt er die Auswirkungen ganz genau.
Im seinem Engagement gegen Not und Armut - von deren Auswirkungen besonders Kinder und alte Menschen betroffen sind - steht János Szalay nicht allein. 13 ehrenamtlich tätige Caritasgruppen mit rund 400 Mitgliedern gibt es bereits heute in der Diözese Pecs. Für ihre Basis-Arbeit und Ausbildung, sowie für den Aufbau neuer Gruppen ruft der Tag des Herrn seit Beginn der Fastenzeit zu Spenden auf. Derzeit sind rund 7500 Mark eingegangen. Allen bisherigen Gebern herzlichen Dank.
Holger Jakobi
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.04.1998