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Aus der Region

Quilombo-Eine-Welt-e.V.

Bildungsangebote und Verkauf bilden Schwerpunkte

Stöbern im Weltladen Dresden (jak) - Mit allen Sinnen erleben: Verkosten, riechen, hören, spüren ... Die Schülerinnen und Schüler die den Laden des Quilombo-Eine-Welt-e.V. in Dresden-Cotta im Rahmen ihres Unterrichts betreten, werden sofort mit einer unbekannten Welt konfrontiert. Einer Welt, von der sie im Laden etwas erfahren wollen. In der Ecke liegt beispielsweise ein 60 Kilo schwerer Sandsack. Den sollen die Schüler anheben, um zu spüren, wie schwer ein Sack Kaffee für Plantagenarbeiter wirklich ist.
Montags bis freitags vom 10 bis 15 Uhr haben die Mädchen und Jungen die Möglichkeit, nach vorheriger Anmeldung das Unterrichtsangebot des Vereins nutzen. Aber auch Kindergartengruppen, Lehrlinge, Studenten und die Lehrer selbst sind gern gesehene Gäste bei Quilombo. Unter anderm geht es um Informationen über "die arm gemachten Länder", wie es Carola Hänel - die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin des Vereins - umschreibt. Als Lehrerin verfügt sie zudem um das Wissen, wie die Thematik der jeweiligen Gruppe nahe gebracht werden kann. So stellt sie immer wieder die Frage: "Was können wir im Alltag für kleine Schritte dafür tun, dass sich die Armut weltweit nicht noch weiter ausbreitet?" Vielen ist ja gar nicht bekannt, wie wenig ein Arbeiter auf den Kaffee- oder Bananenplantagen verdient. Die billigen Preise in deutschen Läden werden oft für selbstverständlich hingenommen, dass sie mit Ausbeutung gestützt werden, wird eher verdrängt.
Carola Hänel hat fast durchweg nur positive Erfahrungen mit den Mädchen und Jungen gemacht, selbst Schüler mit einer offensichtlich rechten Weltsicht werden im Weltladen schon mal nachdenklich. Das alles so gut läuft, liegt mit Sicherheit an der besonderen Atmosphäre des Ladens, in einer Schule, so ist sich Carola Hänel sicher, würde es anders sein. Sie berichtet weiter, dass auch Kirchgemeinden mit dem Weltladen zusammenarbeiten können. Sei es, um einen Stand nach dem Gottesdienst anzubieten oder um ebenfalls die Bildungsarbeit zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist die katholische Pfarrgemeinde Dresden-Pillnitz. Auf Einladung verbrachten die Leute von Quilombo ein ganzes Wochenende in Pillnitz um Kindern und Jugendlichen die Eine-Welt-Thematik zu vermitteln. Höhepunkt war der Abschluss mit der ganzen Gemeinde im Gottesdienst.

Das bildungspolitische Engagement ist jedoch nur ein Teil der Arbeit von Quilombo. Standbein bleibt der Handel mit Produkten aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Wichtig ist dabei, dass sie alle ohne die Kette des Zwischenhandels ins Geschäft kommen. So ist es möglich, dass die Erzeuger einen gerechten Preis für ihre Arbeit erhalten. Die von Quilombo angebotenen Artikel stammen aus sozialen Projekten. Diese Waren sind mittels einer Zuzahlung auf den Preis darauf angelegt, die örtlichen Bedingungen in den Erzeugerländern zu verbessern. Was allen zugute kommt: Wird beispielsweise eine Schule gebaut, so ist sie für alle Kinder des Ortes, nicht nur für die, deren Eltern am Projekt mitarbeiten. Zugleich geht es darum, den Menschen in den armen Ländern zu helfen, ihre Tradition zu bewahren. Wenn sie unter anderem die Möglichkeit haben, ihre einheimischen Kleidungsstücke auch in Europa zu verkaufen, so stellen sie diese weiter her. Geht dies nicht, so sind sie gezwungen Mode zu produzieren, die sich an westlichen Maßstäben orientiert. Die von Quilombo angebotenen Waren reichen heute von Spielzeug, Schmuck, Musikinstrumenten über länderspezifische Kaffee-Sorten, Tee, Grundnahrungsmitteln wie Reis bis hin zu Büchern, Büro- und Schreibwaren. Derzeit gibt es in Dresden zwei Quilombo-Geschäfte, den Stammladen in der Pennricher Straße und einen Verkaufsstand in der Dreikönigskirche an der Hauptstaße in Dresden-Neustadt. Dazu kommt der Verkauf direkt in den Kirchgemeinden.

Carola Hänel verweist auf die Bedeutung des Ehrenamtes für einen Verein wie Quilombo. Ohne dieses Engagement geht es nicht, betont sie. Daher werden weiter Christen und -Nichtchristen gesucht, die sich mit der Arbeit identifizieren können. Allerdings sei diese auch nicht leicht, sie verlange Tugenden wie Beharrlichkeit, Verbindlichkeit und Tiefgründigkeit. Es sei wichtig, dass die Mitarbeiter zu einem offenen sozialem Umgang fähig seien, weil sie zu allen Bevölkerungsschichten Kontakt haben. Leider gebe es oft Menschen, die schnell Feuer und Flamme sind, deren Interesse aber schnell nachlasse. Dies sei für die Quilombo-Arbeit schlicht zu wenig. Zur Sprache bringt Carola Hänel auch die schwieriger werdende Situation im Kampf um Fördergeldern. Dennoch, Quilombo gibt die Hoffnung nicht auf, dass wieder Zeiten kommen, in denen die ganzen Kräfte in die eigentliche Arbeit investiert werden und sich nicht im täglichen Mühen um Förderung zerstückeln.

Gegründet wurde der Weltladen nach der Wende in der DDR von der Familie Hötzel, die bis vor drei Jahren über dem Geschäft wohnte. Durch Kontakte in die alte Bundesrepublik waren die Hötzels mit der Thematik vertraut und konnten so nach der Wende sofort in Dresden aktiv werden - am 2. Oktober 1990 wurde das erste Geschäft eröffnet. Weltläden sind zu Anfang der 70er Jahre aus dem kritischen Blick auf staatliche Entwicklungspolitk heraus zuerst in Belgien, der Schweiz und den Niederlanden entstanden. Europaweit gibt es rund 2500 Weltläden, 800 davon gibt es in Deutschland und in Sachsen beträgt ihre Zahl etwa 30.

Kontakt: Quilombo "Eine-Welt-Laden" e.V.,

Pennricher Straße 19

in 01157 Dresden,

Tel. (03 51) 4 22 11 23

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.02.2001

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