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Bistum Magdeburg

Medizin menschlicher machen

Palliativ-Station

Halle (dw) - Der überwiegende Teil der deutschen Tumorpatienten hat nach Darstellung von Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe (SPD) nicht die Chance, an einer guten Therapie zur Linderung unerträglicher Schmerzen und Beschwerden teilzunehmen. Sie begrüßte die Einweihung einer Palliativ-Station am Hal- leschen St.-Elisabeth-Krankenhaus am 8. April als Signal für mehr Menschlichkeit in der Medizin. Eine Ausstrahlung in andere medizinischen Fachbereiche, insbesondere auch in die ambulanten medizinischen Dienste, bezeichnete sie als wünschenswert.

Vom 4. Mai an stehen auf der neuen Station der Abteilung für Innere Medizin sieben Betten für Sterbenskranke zur Verfügung. Unheilbar Kranken soll hier geholfen werden, ihren letzten Lebensabschnitt so gut wie möglich zu gestalten. Dabei steht an erster Stelle die Behandlung von Schmerzen, Übelkeit, Atemnot und Schlafstörungen. Leibliches und seelisches Wohl der Patienten werden in der Palliativ-Medizin, die sich in enger Verbindung mit der Hospizbewegung entwickelt hat, nicht getrennt betrachtet. Zum Team der Sta-tion gehören nicht nur Ärztin und Krankenschwestern, sondern auch ein Psychologe, ein Seelsorger, eine Physiotherapeutin und eine Sozialarbeiterin. Die Patienten sollen Nähe, Wärme und Zuwendung erfahren. Ihre Wünsche und die ihrer Angehörigen wollen die künftigen Mitarbeiter zum obersten Maßstab machen. Wenn möglich, werden die Patienten nach Hause entlassen und dort ambulant weiterbetreut, sobald sie ausreichend Kräfte geschöpft haben. Die Nähe zur Hospizidee hat auch räumlich sichtbar Niederschlag gefunden: Die Palliativstation ist im gleichen Gebäude untergebracht wie ein stationäres Hospiz und eine geplante Krankenhausabteilung für Psychotherapie. Veronika Floß, Stationsärztin der 1996 gegründeten Palliativ-Station am Erfurter St.-Nepomuk-Krankenhaus, berichtete während der Einweihungsfeier von positiven Erfahrungen in Erfurt. Unter anderem erzählte sie von einer 64jährigen Künstlerin, die sich bereits aufgegeben hatte, bevor sie auf die Palliativ-Station kam. Nachdem die heftigen Schmerzen der Tumorpatientin gestillt waren und sie nachts wieder schlafen konnte, begann sie nach langer Pause von neuem zu malen, nahm abgebrochene Kontakte zu Freunden wieder auf und feierte acht Tage vor ihrem Tod ein frohes Geburtstagsfest auf der Palliativ-Station.

Daß vergleichbare Hilfsangebote bislang eher die Ausnahme sind, begründete Sozialministerin Kuppe unter anderem mit der mangelhaften Kenntnis bei Ärzten über die kontrollierte Anwendung von Suchtmitteln in der Schmerzbekämpfung. Zudem sei die Ausbildung der Ärzte einseitig auf die steigenden technischen Möglichkeiten der Medizin orientiert. Das Eingeständnis, einen Patienten nicht heilen zu können, erlebten viele Mediziner als persönliches Versagen und zögerten es deshalb hinaus.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.04.1998

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