Neues Zentrum in Leipzig eingeweiht
Dominikaner
Leipzig (jak) - "Wer in seiner Not Zuflucht sucht, soll sie hier finden. Das neue Haus soll offen sein für Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenshintergründen und -vorstellungen, kein Haus also, für das der Taufschein als Eintrittskarte vorzulegen ist", betonte Pater Manuel Merten, der Provinzial der Dominikanerprovinz Teutonia in seiner Predigt zur Einweihung des Neubaus des Dominikanerkonvents St. Albert in Leipzig-Wahren. Dabei erinnerte er an Pater Arkenau, der die Tore des Konventes in der Nazi-Zeit für Verfolgte öffnete. Diese Vergangenheit solle für die Zukunft der Dominikaner in Leipzig Verpflichtung sein.
Nach Jahren des Planens und Bauens war es am vergangenen Samstag soweit. Zusammen mit rund 400 Gästen aus Orden, Kirche und Welt - darunter Bischof Joachim Reinelt sowie Propst und Dekan Günter Hanisch - feierten die vier Leipziger Dominikanerinnen und acht Dominikaner ihren Umzug in das neue Haus. Damit, so Pater Jordanus Brand, der seit kurzem in Leipzig lebt, sei ein neuer wichtiger Schritt im Leben des gemeinschaftlichen Konvents beschritten worden. Die Zukunft werde jetzt zeigen, wie ein gemischter Konvent aus Schwestern und Brüdern arbeiten kann. Bisher - in den engen Räumlichkeiten des alten Klosters - seien die Möglichkeiten für den seit dem 2. Februar 1994 bestehenden geschwisterlichen Konvent eher sehr eingeschränkt gewesen.
Die Mitglieder des Konvents widmen sich heute neben der Betreuung der Pfarrei den verschiedensten Aufgaben. So beispielsweise in der Gefängnis- oder der Polizeiseelsorge. Mit dem Neubau kommt ein weiterer wichtiger Punkt modernen Ordenslebens dazu. In einem Gästetrakt haben Besucher die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und mit der Begleitung der Ordensleute neu zu sich selbst zu finden. Dazu werden die verschiedensten Bildungsangebote kommen und auch die Bibliothek des Konvents soll für Inte-ressenten offen stehen, betonte Pater Manuel Merten vor Journalisten.
Glanzpunkt des Neubaus ist das Oratorium, das Herz der Gemeinschaft. Hier treffen sich Schwestern und Brüder um gemeinsam zu beten oder in Stille immer wieder neu zu Gott zu finden. Überragt wird der Raum durch ein aus Ziegelsteinen gemauertes Gewölbe. Damit wird die Verbindung zwischen modernem Ordensleben und Tradition unterstrichen. Der jetzt ausgeführte Bau wurde vom Architekten Werner Wöber entworfen. Ihm sei es wichtig gewesen, die herkömmliche Klosterbauweise mit der modernen Architektur zu verbinden, betonte Wöber. Ein Beispiel: Der traditionelle Innenhof - früher Kreuzgang - wurde zur Straße hin geöffnet, eine symbolische Einladung an die Außenwelt.
Seine Freude über ein offenes Ordenshaus brachte auch Bischof Joachim Reinelt vom Bistum Dresden-Meißen zum Ausdruck. Er sagte: "Die Menschen haben eine Sehnsucht nach Freiheit." Und gerade die Ordensleute seien für die Welt ein Modell dafür, wie Menschen in Freiheit leben. "Deshalb brauchen wir die offenen Türen dieses Klosters", betonte der Bischof weiter.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.04.1998