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Bistum Dresden-Meißen

Der heilige Geist ist nicht das Internet

Bischof und Jugend

Mittweida (leo) - "Herr Bischof, waren Sie schon mal verliebt?” Bischof Joachim Reinelt reagiert prompt und spontan auf die Frage von Franziska aus Mittweida und erläutert, daß ihm die Entscheidung für das Priesteramt nicht leicht gefallen sei. Ernsthafte Zweifel seien ihm jedoch nicht gekommen. Andere Jugendliche interessiert, was der Bischof zur Todesstrafe sagt oder warum man zur Beichte gehen soll. "Wie feiert man als Bischof eigentlich Ostern?" - Bischof Reinelt antwortet ausführlich und sehr persönlich auf die Fragen der Jugendlichen, die den Weltjugendtag nutzen, ihren Bischof mal ganz privat zu treffen.

"Glauben bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht” betonte der Papst in einem Brief zum Weltjugendtag, den die Jugendlichen abwechselnd vorlasen. Johannes Paul II. erwartet darin von den Jugendlichen die Bereitschaft, "sich im Geiste Gottes erziehen zu lassen" und dem "Ruf des Herrn zu folgen". Aus der Gabe des Geistes folge, zu handeln und zu entscheiden wie Christus.

Bischof Joachim Reinelt sprach zum Thema "Kirche sein im heiligen Geist". Er kritisierte, daß selbst innerhalb der Kirchen oft die Meinung herrsche, der heilige Geist könne nichts mehr bewegen. Doch die jungen Leute, die beim Weltjugendtag in Paris waren, hätten erfahren können: "Und es bewegt sich doch etwas".

Die Christenheit müsse "ein Herz und eine Seele" werden, forderte der Bischof der Diözese Dresden-Meißen. Doch die "Streithammel" seien nicht die jungen Leute, sondern oft die Älteren der 68er-Generation. "Nicht die Revolte verändert die Welt" mahnte er. "Veränderungen gehen vom heiligen Geist aus." Dennoch sei "der heilige Geist kein Internet", betonte Reinelt. Er lasse sich Zeit und reagiere nicht auf Anfrage wie ein Computerprogramm. Der Mensch bleibe dadurch Zeit seines Lebens ein Suchender. "Sobald man sich einbildet, alles zu wissen, ist es mit dem Glauben zu Ende". Der Geist bringe die Gabe der Einsicht in die Tiefe Gottes, von der der Mensch noch nicht alles verstanden habe.

Ein Fernsehbeitrag zum Weltjugendtag in Paris sollte verdeutlichen, was dieser Geist alles bewegen kann. In einem Quiz sollten sich die Jugendlichen Gedanken zum Heiligen Geist und der Kirche machen. Hauptziel des Weltjugendtages in den Gemeinden sei es, die Bischöfe in direkten Kontakt zu den Jugendlichen zu bringen, so Michael Alberts vom Projekt "Jugend 2000" aus Potsdam. Die Arbeitsgemeinschaft soll die Idee des Weltjugendtages in Deutschland bekannt machen. Seit 1984 versuche der Papst, Jugendliche aus aller Welt an einem Ort zu versammeln, um so den Glauben über die zwischenmenschliche Ebene zu stärken, so Alberts.

Parallel zu diesen zentralen Jugendtreffen wie im letzten Jahr in Paris sollen alljährlich am Palmsonntag in den Diözesen Treffen zwischen Jugendlichen und dem Bischof stattfinden. So trafen sich in elf weiteren deutschen Bistümern Jugendliche mit ihren Bischof, in Frankreich fanden etwa 90 solcher Treffen statt. Sie sollen dazu dienen, die Bischöfe "zu erden" und die Sprache der Jugend zu sprechen, betont Michael Alberts. Gemeinsam mit Pfarrer Norbert Jensch hatte er den Weltjugendtag in der St.-Laurentius-Gemeinde in Mittweida organisiert. Beide sahen die Veranstaltung als einen "Startschuß” für solche Treffen in den neuen Ländern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 17 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.04.1998

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