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Senftenberg/Seidewinkel

Ein Kreuzweg, der Jahre dauert

Rund 100 Arbeitsstunden für ein Kreuz Senftenberg/Seidewinkel - Ob vor dem Klinikum Hoyerswerda, einer Apotheke in Senftenberg oder einem Cottbuser Hotel: Die Arbeiten des Metallgestalters Manfred Vollmert finden sich an vielen Stellen in der Lausitz. Wer
sich einen Überblick über sein Werk verschaffen will, hat dazu zurzeit in der Hauptverwaltung der Senftenberger Laubag Gelegenheit. Der Künstler zeigt dort eine Auswahl von Modellen und Aufnahmen seiner Ob-
jekte, außerdem kleinere Exponate - etwa ein Besteck und ein Weinservice - aus Edelstahl, Kupfer und Messing.
Zu sehen sind auch mehrere Sakralgegenstände, darunter ein versilberter Kelch mit Emailbesatz und ein kupfernes Taufbecken. An einer Wand stellt Vollmert seinen Kreuzweg vor, eine Folge von Kupferplatten, an der er seit seiner Israelreise 1994 abends und am Wochenende arbeitet. Ein inzwischen verstorbener, katholischer Freund war es, der den Künstler einlud, an dieser Fahrt der Hoyerswerdaer Pfarrei Heilige Familie teilzunehmen. Der Besuch der biblischen Stätten inspirierte Vollmert zu seinem "Weg nach Golgota". Die zahlreichen Fotos, die er von den Originalschauplätzen hat, bilden nun, zur Silhouette reduziert, den Hintergrund für die einzelnen Szenen.

Rund hundert Stunden braucht der gelernte Silberschmied für jede der 14 Stationen. Zunächst skizziert er ein Motiv mit Kugelschreiber oder Bleistift, zeichnet dann auf Transparentpapier einen Entwurf in Originalgröße. Anschließend paust er diese Reinzeichnung mit einer Reißnadel auf eine 40 mal 60 Zentimeter große Kupferplatte durch, erhitzt diese, klebt sie auf Treibkitt und ziseliert mit einer Art Meißel Linie um Linie hinein.

Eine Arbeit, mit der er sich über längere Zeit befasse, verändere sich immer wieder, sagt Vollmert, so, wie sich auch ein Mensch im Laufe seines Lebens verändere. Fünf Jahre, schätzt der Metallgestalter, wird es noch dauern, bis er den gesamten Zyklus abgeschlossen hat. Er umfasst außer den Kupferplatten auch ein gut zwei Meter hohes Kreuz - aus Sicht des Künstlers der Höhepunkt des Werkes.

Kennzeichnend ist, dass Vollmert Christus am Kreuz stets mit nach unten hängendem Kopf darstellt. Die gleiche Körperhaltung zeigt zum Beispiel auch der Gekreuzigte

am Wittichenauer Marktkreuz (siehe Bild), das Vollmert vor acht Jahren aus Messing gefer-

tigt hat. Der Künstler möchte mit dieser kleinen Geste zum Ausdruck bringen, dass das Leben für ihn zu diesem Zeitpunkt "am Ende" ist. Die Arbeit am Kreuzweg sieht Vollmert übrigens nur als einen Anfang. Jede Station stelle eigentlich schon ein Thema für sich dar, sagt der evangelische Christ, die fünfte etwa, bei der Simon von Zyrene Jesus das Kreuz tragen hilft. Außerdem sei der Leidensweg Jesu auch geschichtlich sehr interessant. Vollmert könnte sich deshalb vorstellen, dieses Thema später in anderen Werken noch einmal aufzugreifen. Die Umsetzung religiöser Themen in Metall ist für den 64-Jährigen nichts Neues. Sakrales Gerät zu fertigen, gehöre einfach zu den Aufgaben eines Silberschmiedes dazu, erklärt er. So sei er nach und nach in diesen Arbeitsbereich hineingewachsen und habe immer mehr Interesse daran gefunden. Besonders gerne restauriert Vollmert alte Barockkelche. Dazu brauche er viel Ruhe, erklärt er. Auch ganze Kirchenräume hat der in Seidewinkel lebende Künstler schon gestaltet,

beispielsweise vor gut zehn Jahren die Cottbuser Edith-Stein-Kirche. 1997 wurde die Johanneskirche im sächsischen Freiberg umgebaut. Vollmert schuf für dieses Gotteshaus den Ambo, das Altarkreuz, das Taufbecken und mehrere Leuchter aus Edelstahl und Glas. Im Andachtsraum des Hoyerswerdaer Klinikums hat er den brennenden Dornbusch als Thema aufgegriffen - als Kupferrelief mit einfachen, klaren Linien.

Vollmert möchte mit seinen Werken Menschen Freude machen und sie zum Nachdenken anregen. Außerdem schätzt er den persönlichen Kontakt im Vorfeld einer Auftragsarbeit. "Ich freue mich, wenn Leute zu mir in die Werkstatt kommen", sagt Vollmert. Auf diese Weise habe er zum Beispiel schon mit vielen Pfarrern Freundschaft geschlossen.

Karin Hammermaier

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.02.2001

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