Pfarrei mit wechselvoller Geschichte
Jubiläum Hildburghausen
Hildburghausen (tdh) - "3. Januar 1898 zieht Herr Curatus Krönert auf! Nun hat Hildburghausen, das zwar auch fürderhin die jur. Filiale von Meiningen bleibt, aber de facto selbständig geworden, nachdem es selbst früher Mutter von Meiningen war, einen Seelsorger. Domin. provid! (Der Herr sieht voraus - die Red.)" Diese Notiz in der Chronik der katholischen Gemeinde St. Leopold in Hildburghausen berichtet von der Ankunft des ersten eigenen katholischen Seelsorgers nach der Reforma-tion. Mit dem Priester beginnt in der südthüringischen Stadt wieder das Leben einer eigenständigen katholischen Gemeinde. Dieses geschichtliche Datum nehmen in diesen Tagen Hildburghausens katholische Christen und ihr Pfarrer Franz-Xaver Stubenitzky zum Anlaß, um sich an die 100jährige Geschichte der Gemeinde zu erinnern.
Hildburghausen hatte schon vor der Reformation zwei Kirchen und vier Kapellen, wie der evangelische Kirchengeschichts-Sachverständige Karl-Heinz Roß am Montag bei einem Vortrag anläßlich des 100. Gemeindejubiläums sagte. Zudem gab es zwei Bruderschaften und ein ausgeprägtes Armenwesen. 1528 wurde in Hildburghausen die Reformation eingeführt. "Das Verhältnis zwischen den Konfessionen, die entstanden, war von Mißtrauen, Vorwürfen und Schuldzuweisungen geprägt", so Karl-Heinz Roß. Nur wenige Christen blieben katholisch.
Um 1700 ließen sich wieder einige katholische Christen in der Residenzstadt des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen nieder. Sie bemühten sich seit 1695 darum, katholischen Gottesdienst halten zu dürfen, so Roß. Doch erst Herzog Friedrich III. erlaubte 1774, in privaten Räumen die Messe zu feiern. Seitdem hielten Priester aus Wolfmannshausen, Meiningen oder Mellrichstadt Gottesdienst.
1711 waren Hugenotten nach Hildburghausen gekommen, die sich 1721 eine eigene Kirche bauten. Um 1800 schmolz die Zahl der Mitglieder der Reformierten Gemeinde jedoch zusammen, so daß sie ihre Kirche nicht mehr benötigten. Da die Katholiken 1811 das Recht der freien Religionsausübung erhalten hatten, konnten sie die Kirche 1829 mit finanzieller Unterstützung zahlreicher Spender kaufen. 1830 wurde das Gotteshaus als katholische Kirche geweiht. Die Gottesdienste hielten Seelsorger aus der Region. Das zuständige Würzburger Ordinariat stellte mehrfach einen Antrag auf Zulassung eines Pfarrer, der jedoch stets abgelehnt wurde. 1858/59 wurde dann ein Kaplan in Wolfmannshausen angestellt, der mit dem Pfarrer auch Hildburghausen betreuen sollte.
Nachdem 1894 Meiningen Pfarrei wurde, versuchten die Katholiken Hildburghausens erneut, einen eigenen Pfarrer zu bekommen. 1875 waren am Ort 74 und in Eisfeld 20 Gemeindemitglieder gezählt worden. Doch das Staatsministerium in Meiningen und der Hildburghausener Gemeinderat lehnten ab. Erst drei Jahre später wurde eine eigene Kuratie genehmigt. 1898 schließlich konnte mit Johann Krönert der erste katholische Pfarrer in Hildburghausen eingeführt werden. Mit ihm entstand wieder eine eigenständige katholische Gemeinde.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen viele katholische Heimatvertriebene. Deshalb war seit 1947 auch ein Kaplan in der Pfarrei tätig. Nicht zuletzt der "massive Druck auf die Christen" in der Zeit der DDR führte die Konfessionen in Hildburghausen näher zusammen. Seit 1972 gibt es ein reges ökumensiches Miteinander. Dank der stets umfassenden Unterstützung aus der Diözese Würzburg, zu der Hildburghausen bis zur Gründung des Bistums Erfurt 1994 gehörte, konnte von 1986 bis 1992 die Kirche saniert werden. Bei einer Strukturreform bestätigte Bischof Joachim Wanke 1995 die kanonische Errichtung der Pfarrei.
Jubiläums-Veranstaltungen: 25. April, 17.00 Uhr, "Geistliche Abendmusik" in der St.-Leopold-Kirche, 19.00 Uhr Tanz für Jung und Alt.
26. April: 10.00 Uhr Gottesdienst mit Weihbischof Hans-Reinhard Koch, Erfurt, anschließend Grußworte, 12.30 Uhr Mittagessen im Festzelt, danach bunter Nachmittag, 14.45 Uhr Märchenspiel "Aschenputtel"
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.04.1998