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Bistum Görlitz

Prälat Broß - der Carl Sonnenschein von Cottbus

Wir erinnern

Cottbus - Am 28. April wäre der langjährige Pfarrer der Cottbusser Gemeinde St. Maria Friedenskönigin, der Ehrenprälat Bruno Broß, 100 Jahre alt geworden. ln den Jahren von 1939 bis 1969, als er der Cottbusser Gemeinde vorstand, hat er soviel bewegt, daß sich noch heute, 28 Jahre nach seinem Tod, viele seiner Fröhlichkeit, seiner Liebenswürdigkeit und seiner steten Bereitschaft zum Dienen in Dankbarkeit erinnern.

Er war der Carl Sonnenschein von Cottbus. Einer seiner ersten Kapläne, Stephan Wagner, nannte das Pfarrhaus, in dem die Schwester des Prälaten den Haushalt führte, das "Hotel zum guten Hirten". Immer war er für jeden zu sprechen. Nie ließ er jemanden, ob Kind oder Erwachsenen, in Not zurück. Für Jedermann stand das Pfarrhaus offen.


ln den Kriegs- und Nachkriegsjahren, zogen viele Flüchtlinge durch Cottbus. Manchem Entwurzelten verhalf Pfarrer Broß zu Arbeit und Wohnung. Die Seelenzahl der Gemeinde stieg in dieser Zeit sprunghaft an. Das Pfarrgebiet umfaßte zeitweilig etwa 100 Ortschaften. Neue Gottesdienst- und Unterrichtsstationen wurden gegründet. In Peitz, Neuhausen, Kolkwitz und im Süden der Stadt entstanden eigenständige Pfarreien. Dank seiner weitsichtigen Initiative erwarb die Gemeinde zwei dem Pfarrhaus benachbarte Grundstücke für diözesane Zwecke.

Am wichtigsten war Prälat Broß die innere Formung der Gemeinde. Seinen vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern im Dienst an der Gemeinde war er ein frommer, kluger, einfühlsamer und besorgter Mitbruder und seiner Gemeinde ein guter Hirt und begnadeter Prediger.

Der im letzten Jahr verstorbene Prälat, Ausgustinus Schubert, war zusammen mit dem späteren Bischof Gerhard Schaffran in den frühen 50er Jahren Kaplan in Cottbus. ln dem Buch "Solo dios Basta" von Marianne Seewald - erschienen im St. Benno-Verlag - schreibt Schubert über seine Zeit im Cottbusser Pfarrhaus: "Pfarrer Bruno Broß (von uns Kaplänen kurz BB genannt) und seine Schwester waren Menschen mit weitem Herzen. Grenzenlos war ihre Hilfsbereitschaft. Bei ihnen stimmte das Schriftwort, daß die Rechte nicht wissen soll, was die Linke tut. Er verschenkte alles, was er nur konnte. Kleidungsstücke, eigene Wäsche, Bettlaken... Ungezähl-te Flüchtlinge haben im Pfarrhaus übernachtet... In der ersten Notzeit verschenkte er auch das, was seine Schwester gerade für das Mittagessen vorgesehen hatte, wenn sie nicht aufpaßte. Dann blieben die Teller an einem solchen Tag eben leer."


Und weiter: "Jeden Abend um 23.30 Uhr wurde im Eßzimmer gemeinsam ein Gesätz Rosenkranz gebetet, kniend, nur die Kerze brannte. Fürbitten strömten BB aus dem väterlichen Herzen. Alle Haubewohner hatten zu diesem späten Gebet dabeizusein. Wie ein guter Hausvater wollte er sich vergewissern, ob auch alle nach der Tagesarbeit unbeschadet nach Hause gekommen waren!"

Nicht von ungefähr fanden in der Zeit seines priesterlichen Wirkens in Cottbus elf Männer den Weg zum Priestertum und sechs Frauen und Männer traten in den Ordensstand. Gott vergelte Pfarrer Broß alle Liebe und Treue mit den ewigen Gütern.

Klaus Schirmer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 17 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.04.1998

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