Fastenzeit
Der tägliche Bibelspruch per SMS
Magdeburg (kh) - Geburtstagsgrüße versenden, Verabredungen treffen, sich aus dem Urlaub zurück melden: Das alles erledigen viele Jugendliche heute selbstverständlich per SMS, einer Textnachricht übers Handy. Im Bistum Magdeburg sollen sich bald auch Bibelverse unter diese digitalen Nachrichten mischen. An jedem Tag der Fastenzeit will das Jugendseelsorgeamt junge Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche mit einer biblischen SMS für ein paar Sekunden zum Innehalten einladen.
Es gebe Jugendliche, die mit der Fastenzeit nichts anfangen könnten, erläutert Jugendseelsorgeamtsleiter Markus Konkolewski, weil ihr Umfeld "nicht auf Fasten im Sinne von Besinnung eingestellt" sei. Gemeinsam mit Pfarrer Winfried Runge und Diözesanreferent Michael Kauer will er auch diesen jungen Leuten einen Denkanstoß geben, ihn sagen: "Kuck mal hier, es ist Fastenzeit!"
Zwar hätten in der Vorbereitungszeit auf Ostern schon immer Veranstaltungen für diese Altersgruppe stattgefunden, Jugendkreuzwege etwa, Bußandachten oder Besinnungswochenenden. Durch das so genannte Simsen von Bibelsprüchen solle nun aber gezeigt werden, dass Gott auch auf neuen Kommunikationswegen erfahrbar sei.
"Wir haben nicht den Anspruch zu missionieren", stellt Konkolewski klar. Ziel sei einfach, den Jugendlichen ein Angebot zu machen, bei dem sie selbst entscheiden könnten, ob sie es nutzen möchten oder nicht.
Lang können die Besinnungstexte schon allein aus technischen Gründen nicht sein: Mehr als 160 Zeichen passen nicht in eine SMS. "Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium", erscheint zum Beispiel am Aschermittwoch auf dem Handy-Display. "Wenn dir einfällt, dass einer etwas gegen dich hat, versöhne dich zuerst mit ihm, dann erst komm und bringe deine Gabe", lautet der Spruch am 29. März. Darunter steht: "Könnte ich gemeint sein?" Nach anderen Stellen aus dem Matthäus-Evangelium werden Fragen aufgeworfen wie "Wann bete ich?", "Worum kann ich bitten?" oder "Lebe ich in der Gegenwart?"
Die Organisatoren hoffen, auf diese Weise einen Dialog unter den Jugendlichen anzustoßen, zum Beispiel auch mit nicht christlichen Schulkameraden. Wenn der Wunsch bestehe, Rücksprache zu halten, könnten sich die Teilnehmer natürlich auch an das Jugendseelsorgeamt wenden, so Konkolewski.
Vorbild für die Magdeburger SMS-Initiative ist ein ähnliches Projekt, das die Katholische Medienarbeit Rhein-Main vor einem Jahr in der Fastenzeit durchgeführt hat. Rund 4500 Interessenten aus der ganzen Bundesrepublik hätten sich dort gemeldet, erklärt Stephanie Pieper, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Frankfurter Stadtkirche zuständig ist. Auch in der Diözese Magdeburg gab es bereits eine vergleichbare Aktion, und zwar im Advent 1999. An die 3000 Postkarten-Serien mit Besinnungsimpulsen zur Jahrtausendwende wurden damals bistumsweit verschickt.
Diesmal wollen die Organisatoren die Teilnehmerzahl aber bewusst kleiner halten. Sie wenden sich deshalb ausschließlich an Jugendliche. 75 haben sich mittlerweile angemeldet. Insgesamt rechnet Konkolewski mit hundert bis zweihundert Teilnehmern. Für eine größere Gruppe wären der organisatorische Aufwand und die Kosten zu hoch. Zwischen tausend und zweitausend Mark werden aus dem Haushalt des Jugendamtes in das Projekt fließen, schätzt Konkolewski.
Außerdem legen die Initiatoren der Aktion Wert darauf, dass sich jeder Interessent selbst per SMS von seinem eigenen Handy aus anmeldet. In Frankfurt wusste nämlich so mancher Handy-Nutzer gar nicht, dass ihn ein Bekannter übers Internet in die Liste der SMS-Empfänger eingetragen hatte. Deshalb sei es öfters zu Beschwerdeanrufen gekommen, bestätigt Stephanie Pieper.
Wenn die Aktion im Bistum Magdeburg aus Sicht der Organisatoren und der Teilnehmer gut läuft, könnte sich Konkolewski durchaus eine zweite Auflage vorstellen. In Frankfurt ist es schon so weit: Die Katholische Medienarbeit Rhein-Main bietet auch in diesem Jahr wieder bundesweit eine SMS-Begleitung durch die Fastenzeit an.
Jugendliche aus Magdeburg, die in der Fastenzeit täglich einen Besinnungsimpuls aufs Handy bekommen möchten, können sich unter der Telefonnummer (0178) 2523957 bei der Jugendseelsorge anmelden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.02.2001