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Bistum Dresden-Meißen

Die Gemeinden haben ein Recht auf Bildung

Bildungswerk

Dresden (jak) - Jacqueline Haußmann aus Gaußig gehört zum neuen Pfarrgemeinderat der Gemeinde St. Petri in Bautzen. Sie ist für die Erwachsenenbildung zuständig. Eigentlich sollte jeder Pfarrgemeinderat diese Stelle besetzen. Für Jacqueline Haußmann war diese Aufgabe völliges Neuland. Bald stellte sie fest, daß es in Bautzen selbst durch Gemeinde, Kolping und auch durch das Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz genügend Angebote gibt. Anders in den ländlichen Außenstationen. Zur Zeit laufen in Gaußig die Vorbereitungen für eigene Bildungsveranstaltungen. "Vielleicht gelingt es uns schon bald, zusammen mit der evangelischen Gemeinde einmal im Monat zu einem solchen Abend einzuladen", berichtet Jacqueline Haußmann.

Unterstützung erhält die junge Mutter dabei vom Bildungswerk des Bistums Dresden-Meißen, für das der Kontakt mit den Pfarrgemeinden zu den wichtigsten Anliegen gehört, wie Elisabeth Meuser, die pädagogische Mitarbeiterin des Bildungswerkes erklärt. Die Verantwortlichen vor Ort sollen nicht das Gefühl haben, als hätten sie jetzt einen zusätzlichen Job, bei dem ihnen keiner hilft. Wer sich vor Ort - wie Jacqueline Haußmann - in der Erwachsenenbildung engagiert, soll im Bildungswerk den Partner finden, der ihn oder sie in dieser Aufgabe unterstützt. Sei es bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung der unterschiedlichsten Bildungsveranstaltungen oder wenn es um die Fortbildung in diesem Ehrenamt geht. Wer sagt, das brauchen wir nicht, es ging bisher immer ohne, der vertut eine Chance.

Die Pfarrgemeinden werden immer wieder eingeladen, mit dem Bildungswerk zusammenzuarbeiten. Das heißt für Elisabeth Meuser zuerst, immer wieder in die Gemeinden zu reisen, direkte Kontakte zu knüpfen - auch wenn das nicht immer einfach ist. Sie betont, daß es wenig Sinn hat, Bildungsarbeit im Bistum an den Gemeinden vorbei zu organisieren. So sollen sich auch die überregionalen Angebote an den Bedürfnissen und Wünschen der Basis orientieren. Ein Beispiel ist die Tagung zur Geschichte Ostdeutschlands, die kürzlich in Schmochtitz stattfand. Dieses Thema wurde nach Absprache mit einem Familienkreis angeboten - dann bekam das Bildungswerk so viele Anmeldungen, daß nicht alle berücksichtigt werden konnten. Im nächsten Jahr wird es deshalb dieses Seminar noch einmal geben. Immer wieder steht bei der Themenwahl deshalb die Frage: "Was wollt ihr, was braucht ihr, vor Ort und im Bistum?"

Genauso wichtig ist es, die örtlichen Aktivitäten an das Bildungswerk zu melden. Nur wenn alles bekannt ist, was im Bistum an Bildungsarbeit läuft, können die Interessen der katholischen Erwachsenenbildung gegenüber staatlichen Stellen entsprechend vertreten werden. Viele Pfarreien lassen sich von Formularen und dem organisatorischen Aufwand abschrecken. Aber, "dieser Aufwand ist notwendig, da die Zuschüsse für das Folgejahr nur auf Grund der für das laufende Jahr gemeldeten Veranstaltungen beim sächsischen Kultusministerium beantragt werden können", heißt es in einem Brief an die Gemeinden.

Und diese Zuschüsse stehen den Gemeinden für ihre Bildungsarbeit eigentlich zu. Problematisch ist allerdings im Moment, daß die katholische Erwachsenenbildung im Bistum Dresden-Meißen derzeit von staatlicher Seite nicht als förderwürdig anerkannt wird und deshalb 1997 keine staatlichen Zuschüsse bekommen hat.. Und die Erfahrungen der evangelischen Erwachsenenbildung zeigen, daß bis zu einem Drittel aller eingerichteten Bildungsstunden unter Umständen nicht anerkannt werden.

Damit sei allerdings die kirchliche Erwachsenenbildung allgemein gefährdet, sagt Elisabeth Meuser; die Nichtanerkennung von gemeldeten Stunden gehe finanziell an die Substanz. Dabei betont sie das Recht der Christen auf Bildung, denn auch sie sind Staatsbürger und in ihren Bemühungen und gesellschaftlichen Aufträgen ernst zu nehmen.

Dabei ist das Spektrum der Erwachsenenbildung sehr groß: Es reicht von gesellschaftlichen und Familienthemen, über Seniorentanz und Gedächtnistraining bis zur politischen Bildung. Um eine Förderung zu erhalten, ist es am sinnvollsten, wenn Veranstaltungen als Reihen stattfinden und unter ein Motto gestellt werden.

Wo Bildungsveranstaltungen bereits zum normalen Gemeindeleben gehören, werden sie oft als selbstverständlich angesehen und nicht an das Bildungswerk weitergemeldet. "Was schade ist, da sie dann nicht in unseren Unterlagen berücksichtigt werden können", kritisiert Elisabeth Meuser. An dieser Stelle bittet sie die Gemeinden auch um Akzeptanz für das Bildungswerk, das die heute so notwendige Erwachsenenbildung fördert, unterstützt und vertritt.

Das Vorstandsmitglied des Bildungswerkes, Pfarrer Dr. Michael Ulrich aus Dresden, stellte im Vorwort des aktuellen Angebots-Heftes die Wichtigkeit von Bildung in der heutigen schnellebigen Zeit heraus und dies "nicht nur im Berufsleben, sondern umfassender: um Mensch zu bleiben und Mitmensch zu werden."

Kontaktadresse: Bildungswerk des Bistums Dresden-Meißen, Tiergartenstraße 74b in 01219 Dresden, Tel. 0351 / 47073 59

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.05.1998

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