Nervenkitzel und professionelle Kritik für Jugendbands
Kirchenmusik anders
Roßbach (dw) - "Bei den Bandwochenenden geht es vor allem um das Zusammenspiel. Ich habe hier gelernt, nicht nur an die eigene Perfektion zu denken, sondern wirklich gemeinsam mit den anderen Musik zu machen", sagt Resi aus Halle. Die Querflötistin nahm Anfang Mai zwar nicht zum ersten Mal an einem Bandwochenende im Jugendhaus Roßbach teil, wohl aber zum ersten Mal in der aktuellen Besetzung ihrer Musikgruppe
Seit 1991 lädt das Magdeburger Jugendseelsorgeamt christliche Bands einmal im Jahr nach Roßbach ein. Von erfahrenen Bandmusikern bekommen die Teilnehmergruppen praktische Tips für Technik, Gesang und Arrangement. Gemeinsam mit den Referenten bearbeiten sie eigene Lieder und Musikstücke. Darüber hinaus lernen sie neue Lieder für Jugendgottesdienste kennen und knüpfen Kontakte mit anderen Bands oder Jugendchören. Kritik "von außen" zu akzeptieren, fiel Resi und ihren Bandkollegen nicht schwer: "Verbesserungsvorschläge können wir gut gebrauchen, und obendrein läuft hier alles sehr freundschaftlich."
Mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden waren nicht nur für die Hallenser, sondern auch für die Bands aus Genthin, Haldensleben und Adersleben/Gröningen und den Jugendchor aus Magdeburg-Cracau die Musikaufnahmen mit professioneller Tontechnik. Erstmals im vergangenen Jahr ist während des Wochenendes eine Musik-Kassette aufgenommen worden, zu der jede Band ein bis drei Songs nach Wahl beisteuerte. Diese Kassette soll den Gruppen helfen, mit den Anregungen des Wochenendes zu Hause weiterzuarbeiten
"Bei denen, die zum wiederholten Male hier sind, merkt man einen deutlichen Qualitätssprung", hat Peter-Georg Albrecht beobachtet. Die Praxiserfahrung, die er selber in der Halberstädter Deka-Band gesammelt hat, bringt er als Referent für Arrangement und neues geistliches Lied in die Bandwochenenden ein. Beate Schramm, die als Vertreterin des Jugendseelsorgeamtes an dem Roßbacher Wochenende teilnahm, war angetan von der "besonderen Atmosphäre", die die Tage prägte. Obwohl die 55 Musiker der zumeist noch namenlosen Bands sehr unterschiedliche Stilrichtungen vertraten, seien sie sich mit ungewöhnlich großer Toleranz begegnet. Gelegenheit dazu hatten sie reichlich: An den Abenden stand "gemeinsames Musizieren" offiziell auf dem Programm, in den Pausen ergab es sich auf Treppenstufen, Gängen und in Sitzecken ganz von selbst. Zum Sonntagsgottesdienst trug jede Band mit mindestens einem Lied bei.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.05.1998