Nach 16 Jahren wiederbelebt
Dekanatstag
Mengelsdorf (leo) - Zum ersten Mal seit 16 Jahren haben die Pfarrgemeinden in und um Görlitz wieder einen Dekanatstag gefeiert. Dem Motto des Tages entsprechend - "Worauf du dich verlassen kannst - gemeinsam leben in Ehe und Familie" - verwandelten Kinder, Jugendliche und Familien das Gelände des Caritas-Heimes St. Hedwig in Mengelsdorf in ein buntes, quicklebendiges Treiben
Zu Beginn feierten die etwa 200 Gläubigen Gottesdienst im Freien. Altbischof Bernhard Huhn verwies in der Predigt auf gesellschaftliche Entwicklungen, denen das Familienleben in den letzten Jahrzehnten unterworfen gewesen sei. So habe die große Zahl von nichtehelichen Lebensgemeinschaften, die Zunahme von Single-Haushalten und die zahlreichen Ehescheidungen einen Wandel der Familie bewirkt. Alte Werte wie Gehorsam, Pflichtbewußtsein oder Selbstlosigkeit seien Bedürfnissen wie Genuß, Lebensstandard und Selbstentfaltung gewichen. Die Technik habe das Familienleben in Beschlag genommen, die Mobilität nehme stetig zu und die Medien drängten immer tiefer in die Gemeinschaft ein
Sicher seien nicht alle Entwicklungen schlecht, doch nähmen sie Einfluß auf das Familienleben, so Huhn. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe sei jedoch nach wie vor groß. Da die Menschen ein Zuhause brauchten, sei die Familie keineswegs am Ende, "sondern heute so wichtig wie nie". Für eine christliche Ehe sei es wichtig, daß die einzelnen Mitglieder einander annehmen, Zeit füreinander haben und einander vergeben. Er rief die neun Gemeinden des Dekanates auf, in diesem Sinne im Familienleben kleine Zeichen zu setzen
Dekan Klemens Paul hatte die Mitglieder der Gemeinden eingeladen, mit diesem Tag eine alte Tradition wieder aufzunehmen und die Gelegenheit wahrzunehmen, "die unschätzbaren Werte unserer Familien und unserer Pfarrfamilie in Gemeinsamkeit zu erleben"
So stand der sonnige Nachmittag ganz im Zeichen des "Füreinander-Zeit-Habens". Der Altarraum wurde zur Bühne für Spiel und Spaß. Die Kinder des Kindergartens und Kinderhorts St. Hedwig in Görlitz-Rauschwalde und die Schulkinder aus Jauernick führten kleine Sketche auf und zeigten Sing- und Tanzspiele. Ein Spielpark sorgte für Abwechslung bei den Jüngsten
Auch ältere Besucher waren sich nicht zu schade, sich für humoristische Einlagen auf die Bühne zu stellen. Spontan bildeten sich ein recht maskuliner "Frauenchor", ein weiblich durchsetzter "Männerchor" und ein betagterer Kinder- und Jugendchor, die ein Mailied zum Besten gaben. Freunde gewöhnlicherer Klänge nahmen es vielleicht mit Erleichterung zur Kenntnis, daß anschließend "klassische" Volks- und Frühlingslieder unter Akkordeonbegleitung gesungen wurden. Volkstänze brachten Spaß und Bewegung und förderten das Knüpfen von Kontakten
Pastoralreferentin Bernadette Rausch, die durch den Nachmittag führte, wollte mit dem bunten Programm "ganz bewußt von Groß bis Klein alle ansprechen, um so die gesamte Familie einzubeziehen". Vieles sei auch sehr spontan gewesen
Die Görlitzerin Helena Sponholz, mit 84 Jahren eine der ältesten angereisten Teilnehmer, war begeistert von dem Nachmittag. Äußerlich sei alles sehr schön gewesen, beteuerte sie, "doch der Geist hat alles überragt." Sie mußte es wissen, schließlich war sie selbst zehn Jahre lang in Mengelsdorf Organistin. Pater Basilius beendete den lebhaften Tag mit einer besinnlichen Maiandacht und bedankte sich bei Teilnehmern und Organisatoren
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.05.1998