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Bistum Erfurt

Christen sollen Anteil nehmen

Leidensfrage

Erfurt / Heiligenstadt (ep) - Christen sollten unbedingt am Leid ihrer Mitmenschen und zwar besonders auch andersglîubiger und andersdenkender Mitmenschen Anteil nehmen und ihnen helfen, ihre Not zu lindern. Gerade der Widerstand gegen ungerechtes Leiden kñnne Menschen unterschiedlichster –berzeugungen zusammenfΠhren. Darauf hat der emeritierte MΠnsteraner Theologe Johann Baptist Metz bei Vortrîgen vor Seelsorgern in Erfurt und Heiligenstadt hingewiesen.

Die Kirche tîte gut daran, sich stîrker auf die "elementare Leidempfindlichkeit" ihrer Botschaft zu besinnen. Im Zeitalter der Pluralismen, der Religionen und der Kulturen, aber auch der "groen Vergelichkeiten" biete die Dimension des aufmerksamen Mitleidens an den Verletzungen der anderen, ja sogar der Gegners, eine gute Chance, zu Verstîndigung und Versñhnung beizutragen, so Metz, der durch seine "Politische Theologie" bekannt wurde. "Die ZΠge des leidempfindlichen Gottesglaubens sollten deshalb bei allen drei groen Monotheismen der Welt stîrker herausgestellt werden."

Jesu erster Blick habe nicht der SΠnde, sondern dem Leid des anderen gegolten, wie an vielen Stellen des Neuen Testaments deutlich werde. Zudem ende Jesu irdische Biografie (nach Markus) mit einem Schrei nach Gott. Insofern mΠsse das Mitleiden an der Not und dem Elend der anderen stets auch "unverzichtbare Dimension der Kirche" sein. Jesus nachzufolgen heie, sich unbedingt auf das Elend der anderen einzulassen, sich in die "Kompassion" zu begeben, wie es Metz nennt.

Der Professor beklagte, in der Geschichte der Theologie sei "die Frage nach dem Leid zu schnell verwandelt worden in eine Frage nach der Erlñsung der Schuldigen". Damit sei die christliche Dimension des Mitleidens, der "Kompassion", in den Hintergrund gerΠckt. Doch die Theodizee, die Frage, wo das Leid herkommt und warum Gott es zulît, bleibe unbeantwortet und werde nicht vergessen. Jedes christliche Reden von Gott mΠsse gerade heute auch und vor allem eine Rede Πber die Erinnerung an das Leid sein. Die Leiden der anderen, selbst der Feinde zur Sprache zu bringen, ist eine "unbedingte Voraussetzung" fΠr die Verstîndigung zwischen den Kulturen und Religionen, so Metz. Insofern sei die Kompassion "die christliche Mitgift fΠr Europa".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 21 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.05.1998

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