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Bistum Görlitz

Prgte Generationen von Priestern

Dr. Paul Ramatschi

Vor 100 Jahren, am 22. Mai 1898, wurde Paul Ramatschi geboren. Nur wenigen Lesern des Tag des Herrn wird dieser Name etwas sagen, doch fr Generationen von Priestern ist dieser Name mit ihrem Priesterbild und Priesterleben eng verbunden, denn vier Jahrzehnte stand Paul Ramatschi im Dienst der Priesterausbildung fr viele deutsche Bistmer. Dieser ungewhnliche Rekord ist einem Mann gelungen, der selbst nie im Scheinwerferlicht der /ffentlichkeit stehen wollte.

Nach dem Notabitur 1916 und einer zweijhrigen Militrzeit wurde Paul Ramatschi 1919 als Leutnant der Reserve entlassen. Nach auergewhnlich kurzer Zeit beendete er 1921 seine Studien in Breslau und empfing am 23. April 1922 die heilige Priesterweihe. Als Alumnatssenior promovierte er 1923 und war dann als Kaplan bei St. Michael in Breslau ttig. Bereits 1927 wurde der gebrtige Breslauer mit dem Amt des Subregens und acht Jahre spter mit dem Amt des Regens, das heit mit der Leitung des Breslauer Priesterseminars betraut.

Hunderte von Priestern, auch viele, die in polnischen Bistmern ttig waren und es teilweise heute noch sind, verdanken ihrem "Rama" - wie man ihn vertrauensvoll nannte - die pastoralen Grundeinstellungen und die geistlichen Startbedingungen fr die Seelsorge. Denn das Erzbistum Breslau, flchenmig damals das grte und mit ber 2,3 Millionen Katholiken zahlenmig das zweitgrte deutsche Kirchengebiet, hatte eine angesehene theologische Fakultt und entsprechend zahlreiche Priesteramtskandidaten. In vielen Fragen war Regens Ramatschi darber hinaus ein besonnener Ratgeber fr den damals bereits betagten Kardinal Bertram.

Die Vertreibung aus der schlesischen Heimat nach 1945 brachte fr Regens Ramatschi eine neue Aufgabe: die Leitung des neugegrndeten Priesterseminars und Gymnasiums in Knigstein / Taunus. Bereits 1948 wurde er mit der Fhrung des ersten Priesterseminars der DDR in Neuzelle betraut. Bis 1967 gingen 40 Priesterjahrgnge durch die Schule von Regens Ramatschi, darunter waren in den spteren Jahren sieben in der DDR amtierende Bischfe, an deren Spitze der sptere Berliner Bischof, Kardinal Alfred Bengsch.

Was man an Regens Ramatschi schtzte, war der hochgestochene brilliante nchterne Realittssinn fr die priesterliche Existenz in der Welt von heute. Er war das, was man eine "geistliche Vatergestalt" nennen knnte. Nicht in selbstgewhlter Grundsatzfestigkeit fand er jene Vatersicherheit, die anderen Geborgenheit spendete, sondern im Gesprch mit dem, "von dem alle Vaterschaft im Himmel und auf Erden den Namen hat" (Eph 3,15): in der treu festgehaltenen Gebetsordnung. Seine Anleitungen zur Betrachtung waren Wiederspiegelung einer Spiritualitt in mnnlicher Selbstdisziplin, gedeckt durch das tgliche Beispiel. In seinen Vorlesungen ber Fragen der praktischen Moral, so wird berichtet, gab es nicht selten Mischungen von trockenem Humor und launiger Schlagfertigkeit, die sich in seine vterlich verstehende Priesterpersnlichkeit einfgte. Einer ganzen Generation von Priestern zeigte er, wie Berufsfreude und Berufs-treue gerade in unserer kritischen Zeit gelebt werden knnen.

Die ihm zuteil gewordenen Ehrungen (1938 Geistlicher Rat; 1941 Ppstlicher Geheimkmmerer; 1954 Domkapitular; 1957 Ppstlicher Hausprlat; 1964 Dompropst; 1967 Apostolischer Pronator) waren Zeichen uerer Anerkennung. Viel tiefer war Regens Ramatschi von der priesterlichen Sendung erfat, als da er der Versuchung der Eitelkeit erlegen wre. Trotzdem ist es keine bertreibung, da mit seinem Namen fr immer ein Stck Breslauer und Mitteldeutscher Kirchengeschichte verbunden bleibt.

Prlat Ramatschi starb am 4. Oktober 1975 in Grlitz und wurde am 13. Oktober in der Domherrengruft bei St. Jakobus in Grlitz beigesetzt.

Bernd Richter

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 21 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.05.1998

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