In guter Verfassung
Predigt-Mînnerwallfahrt
Ich wei, da ihr katholischen, ihr christlichen Mînner und viele andere auch in unserem Land verantwortlich wîhlen werdet. Wen und was, wit ihr selbst am besten. Aber wîhlt - mit Verstand und verget dabei nicht eure Erinnerung! An die Zeit vor 1945, und auch vor 1989! Und ihr jungen Leute: Denkt politisch und mischt euch ein, sonst machen andere mit euch, was sie wollen. Die Demokratie lebt vom verantwortlichen Mittun aller, nicht nur bei Wahlen.
Ich wiederhole gern, was einmal unser Ministerprîsident gesagt hat: Wir haben eine gute Verfassung, aber nicht alle von uns sind in einer guten Verfassung. Zur guten Verfassung gehñrt, da man genau hinhñrt, sich nicht blenden lît, keinen SprΠchen aufsitzt und sich nicht bange machen lît. Wer mit üngsten Politik macht, handelt unmoralisch. Unterscheidung der Geister! Manche kriegen ihre alten Geister bis heute nicht los!
Honoriert jene, die den Mut haben, Probleme beim Namen zu benennen. In allen Parteien wird mir zu viel den Leuten nach dem Munde geredet. Es verdient Respekt, wenn Wahrheiten ehrlich ausgesprochen werden, auch wenn sie vielleicht bitter sind. Das Wirtschafts- und Sozialwort der Kirchen hat solche Wahrheiten ausgesprochen. Aber dieses Wort hat auch die Hoffnung bestîrkt, da etwa das drΠckende Problem der Arbeitslosigkeit durchaus bewîltigt werden kann.
Da in Wahlkampfzeiten heftig gestritten wird, macht mich nicht bange. Um den rechten Weg zu streiten, lohnt sich. Es mΠssen freilich die Ziele stimmen, sonst verlaufen wir uns. "Komm, Heiliger Geist, fΠhre uns!" Freiheit? Ja, aber nicht ohne Verantwortung. Wohlstand? Ja, aber nicht ohne Augenma und Selbstbeschneidung. Recht auf Selbstverwirklichung? Ja, aber nicht ohne Solidaritît. Sicherheit? Ja, aber nicht ohne moralische Selbstbindung. Gerechtigkeit? NatΠrlich, aber auch fΠr die Schwachen, die Hilflosen, die Ungeborenen.
Komm Heiliger Geist, fΠhre uns! FΠhre uns zu Gott! La uns seine Wahrheit leben, seine Wirklichkeit begreifen, seine Nîhe spΠren, seine Trñstungen erfahren und seine Verheiungen erahnen. Der Heilige Geist ist Feuer, er ist lebendiger Atem, er ist heilsam, gute Atmosphîre - wie in einer Ehe, in der die "Chemie" stimmt.
Stimmt zwischen euch und Gott die "Chemie?" Schaust du Gott an? Tîglich? Mit Erwartung? Mit Stolz und Freude? Lît du dich anschauen? Kann Jesu Wort dich erreichen? Oder hîltst du dich bedeckt, lît Gott nicht an dich heran, lît ihn nicht in dein Leben schauen.
Der Auferstandene ist uns in die Herrlichkeit Gottes vorausgegangen. Der Himmel Gottes ist auch unser Ziel. Wir mΠssen uns entscheiden. Da uns hier der Himmel nicht erwartet, das wissen wir inzwischen.
Wir und eine gute Politik kñnnen nur dafΠr sorgen, da uns nicht Chaoten und Ideologen erneut ins UnglΠck stΠrzen. Unser fester Glaube an Gottes Himmel kann uns gegen mancherlei VerfΠhrungen widerstandsfîhig machen.
Denn dieser Himmel Gottes wirft seinen Glanz schon jetzt in unsere Herzen und gibt uns GespΠr und Sinn fΠr das Gute, das Schñne und das Wahre - und auch die Kraft, trotz aller Schwierigkeiten dafΠr zu streiten und darum zu ringen. Wer ab und zu nach oben schaut, sieht auch hier unten besser, wo es lang geht. Das gebe Gott - und sein Heiliger Geist.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 31.05.1998