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Bistum Magdeburg

Unkonventionelle Verstndigung

Deutsch-polnischer Preis

Magdeburg / Wittichenau (tdh) - Der diesjhrige Deutsch-polnische Preis wird an Gnter Srchen, den Initiator der Anna-Morawska-Gesellschaft, und an Jerzy Turowicz, Chefredakteur der polnischen katholischen Wochenschrift Tagodnik Powzechny, verliehen.

Wann die Auenminister Deutschlands und Polens den insgesamt mit 20 000 Mark dotierten Preis bergeben, steht noch nicht fest. Turnusgem soll die Preisverleihung in diesem Jahr in Warschau stattfinden. Im Jahr 1991 wurde der Preis von der deutschen und der polnischen Regierung gestiftet. Frhere Preistrger waren unter anderem Willy Brandt (posthum) und der frhere polnische Ministerprsident Tadeusz Mazowiecki, die Mitherausgeberin der Zeitung "Die Zeit", Marion Grfin Dnhoff, und der polnische Professor Stanislaw Stomma, ein langjhriger Wegbegleiter Gnter Srchens.

Dr. Jrgen Hubbe, der amtierende Vorsitzende der Anna-Morawska-Gesellschaft, wertet die Auszeichnung fr Srchen und Turowicz als Anerkennung dafr, da beide trotz vieler Schwierigkeiten 30 Jahre lang "die Zivilcourage aufbrachten, unter Zurckstellung privater Interessen in der Vlkerverstndigung gemeinsam ,untypische' Wege zu beschreiten und dadurch in beiden Lndern vielen Menschen solche Wege ffneten."

Turowicz werde mit dem Preis fr sein "mutiges" journalistisches Engagement geehrt, Srchen fr sein "Lebenswerk deutsch-polnischer Verstndigungsbemhungen", erklrte der Vorsitzende des Auswrtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, Karl-Heinz Hornhues (CDU). Unter der Bezeichnung "Polenseminare" initiierte der damalige Mitarbeiter des Bischflichen Amtes Magdeburg von 1968 an zwei- bis dreimal jhrlich Wochenendveranstaltungen zu Themen von deutsch-polnischem Interesse. Die Teilnehmer kamen aus allen Bezirken der DDR. Die Veranstaltungen waren kumenisch offen. Darber hinaus knpfte Srchen zahlreiche Kontakte nach Polen. Er verbreitete Informationsmaterial ber polnische Geschichte, Kultur, Kirche und Politik.

Von 1985 an benannte der deutsch-polnische Aktionskreis sich nach der polnischen Journalistin Anna Morawska.

Gnter Srchen stand seit den 60er Jahren unter Beobachtung des Ministeriums fr Staatssicherheit. Unter dem Decknamen "Patron" fhrte das MfS eine "Operative Personenkontrolle" ber ihn. In seiner Akte sind unter anderem auch die Kontakte zu Jerzy Turowicz und der Krakauer katholischen Wochenschrift fr Kultur, Religion und Politik verzeichnet. Erkundigungen des Ministeriums ergaben 1984 unter anderem, da die katholische Zeitung, deren freier Mitarbeiter Karol Woytila bis zu seiner Papstwahl war, "starke antisozialistische Akzente" vertrete.

Unter anderem heit es: "Die von der Zensur gestrichenen Textstellen wurden grafisch besonders kenntlich gemacht, um so trotzdem beim Leser die beabsichtigten antisozialistischen Gefhle hervorzurufen. In den Wochenbersichten wurde zum Beispiel regelmig in tendenziser Weise ber Prozesse gegen konterrevolutionre Krfte berichtet und der Eindruck vermittelt, da die Mitgliedschaft in der Solidarnosc allein entscheidend war fr die Verurteilung solcher Personen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 31.05.1998

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