Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Service

...am 15. März 1952

Damals

Unter der Überschrift "Zeugnis für Gott" schrieb der damalige Chefredakteur Josef Gülden zum bevorstehenden Katholikentag in Berlin:

Wir Christen sind gewöhnt, alles von der Ewigkeit her zu sehen. Was werden die großen Lehrer des Materialismus in der Ewigkeit über ihren Materialismus als Weltanschauung und Gottesleugnung denken? Könnten sie doch heute reden! Oder besser gesagt: Könnten wir nur die Sprache derer besser verstehen, die aus der Ewigkeit reden, nachdem ihr Leib in den Gräbern ruht.
Wenn wir uns doch, die Lebenden, verständen! Es geht doch wahrhaftig nicht um die Macht der Kirche! Was hat denn der Vatikan heute, nüchtern betrachtet, für eine Macht!? Machen wir uns doch nicht lächerlich! Damit hätte man vielleicht der Kirche des Mittelalters kommen können. Es geht doch der Kirche ... heute wie früher um die religiöse Frage, um den Sinn unseres Lebens, um Gott und unser Heil - für heute und für morgen im Grabe. Und damit geht es uns auch um den Frieden der Menschen und um ihre Verständigung. Wie hört sich heute schon die Phrase überholt an: Der Glaube an Gott mache dumm, feig, knechtisch! ...
Uns hat die Geschichte gelehrt, daß eher der Unglaube solche Wirkungen mit sich bringt. Oder sagen wir besser statt "Unglaube": der ins Irdische abgelenkte "Glaube", die ans Idol verschwendete letzte Sehnsucht und Hingabebereitschaft des menschlichen Herzens. Es gibt Christen, die zwar noch an Gott glauben, ihn aber im Betrieb und in der Öffentlichkeit nicht mehr bezeugen. Es gibt heute schon eine Menge von anscheinend überzeugten Atheisten, die im Herzen die Gottesfrage haben.
Wir möchten nach Berlin gehen - zum 75. Deutschen Katholikentag - um das Geheimnis Gottes zu verkünden. Nicht, um - wie es die Folge einer veralteten Apologetik war - neue Gegensätze zu schaffen, sondern um wie die Missionare zu verkünden. Die ganze Einstellung des Katholikentages wird eine missionarische sein; denn er will die Botschaft vom Vater-Gott allen Kindern Gottes nahebringen, auch den verlorenen und weggegangenen Söhnen und Töchtern Gottes. Gott möge den Männern und Frauen des Katholikentages dafür die rechten Worte in den Mund legen, die aus dem rechten Herzen kommen! Vor allem aber wissen wir, daß alle, die draußen stehn, eine Verkündigung nur dann verstehen wenn das Leben dahinter steht. Gott, schenke uns das Zeugnis des Lebens!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.06.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps