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Bistum Erfurt

Schon ein halbes Menschenleben lang

Katholikentags-Treffen

Mainz (ep) - Sie kennen sich schon ein halbes Menschenleben lang: Prälat Hermann Mayer und Christa Schäfer aus dem Bistum Mainz und Hans Donat aus dem Bistum Erfurt. Andere Christen aus beiden Diözesen lernten sich wenig oder auch Jahre später kennen und schlossen ebenfalls Freundschaft, lange bevor die Mauer 1961 errichtet wurde oder bevor sie 1989 wieder fiel. Jetzt trafen sich diese Erfurter und Mainzer Diözesanen am Rande des Katholikentages im Mainzer Priesterseminar, um bei Kaffee und Kuchen Rückschau zu halten. Bei dem Treffen mit dabei waren aber auch Mitglieder der beiden Katholikenräte, die seit 1989/90 engen Kontakt miteinander pflegen, sowie Bischof Joachim Wanke .

"Prälat Hermann Mayer war der Garant für unsere jahrzehntelangen stabilen Beziehungen." Mit diesen Worten dankte Hans Donat aus Erfurt dem früheren Diözesan-Jugendseelsorger des Bistums Mainz für seinen unermüdlichen Einsatz für die katholischen Christen in der thüringischen Diaspora. Erfurt habe neben Mainz auch zu anderen Diözesen Patenschaften gehabt, so Donat. Intensiv seien sie nur mit Mainz gewesen, was - wie sehr oft im Leben - am Engagement der verantwortlichen Personen gehangen habe, sagte der frühere Referent im Jugendseelsorgeamt und spätere Leiter der Arbeitsstelle für pastorale Medien im Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen. Es seien besonders Prälat Mayer und Referentin Christa Schäfer in Mainz gewesen, die für unzählige Kontakte, Begegnungen und für so manche materielle Hilfe gesorgt hätten, so Donat vor den rund 60 Teilnehmern des Treffens. Scherzend fügte er in Erinnerung an Kontakte zu deutsch-deutschen Zeiten hinzu: "Die vorbereiteten Tüten mit Südfrüchten, Kaffee und Schokolade stehen doch sicher im Vorraum bereit zum mitnehmen ..."

Prälat Mayer erinnerte daran, daß die Jugendseelsorger der deutschen Diözesen bereits 1952 beschlossen hatten, angesichts des zunehmenden Auseinanderdriftens der beiden deutschen Staaten Patenschaften zwischen katholischen Jugendlichen in Ost und West aufzubauen. Als er 1956 Diözesan-Jugendseelsorger wurde, sei ihm diese Aufgabe in Bezug auf das Generalvikariat Erfurt zugefallen, so Mayer.

"Bis 1961 hat das Bistum Mainz viele Jugendliche zu Ferienfreizeiten ins Mainzer Jugendhaus geholt, von wo aus sie dann mit westdeutschen Jugendlichen gemeinsam zu Ferientagen nach Bayern oder anderswohin mitfuhren", erinnerte Prälat Mayer. Dabei seien viele Freundschaften entstanden, die sogar von den Kindern fortgesetzt wurden. Wenn er in die DDR gefahren sei, habe er sich immer auch darum gemüht, neue Brief- und Paketpatenschaften herzustellen, woraus sich viele Freundschaften über die deutsch-deutsche Grenze entwickelten. Geholfen worden sei aber auch auf materieller Ebene: Mayer: "Eines Tages rief der Erfurter Jugendseelsorger Karl Schollmeyer bei mir an und schimpfte auf den Scheiß-Staat DDR, der nicht in der Lage sei zu regeln, daß es Tapetenkleister zu kaufen gebe. Also habe ich bei meiner nächsten Fahrt Tapetenkleister mit in den Osten genommen", so Prälat Mayer.

Ende der 60er Jahre wurde Hermann Mayer mehrere Wochen wegen angeblicher Zollvergehen in der DDR inhaftiert und dann aus dem Westen freigekauft. "Sie wollten von mir wissen, mit wem in der DDR ich Kontakte unterhielte, erfuhren aber nichts ..."

Christa Schäfer, die ebenfalls an dem Mainzer Treffen teilnahm, hat von 1963 bis 1992 für die Partnerschaft mit der Erfurter Kirche gewirkt. Ab 1979 war sie von der Diözese Mainz sogar ausdrücklich als Referentin für Patenschaftsarbeit angestellt. Vorher hatte die frühere Referentin der Jugendseelsorge sich zehn Jahre lang ehrenamtlich um die Kontakte nach Thüringen gemüht. "Wir haben zwischen jungen Leuten ab 18 Jahren Patenschaften vermittelt. Kleine Gruppen trafen sich in Berlin, Prag oder in Ungarn. Später war es teilweise auf privater Ebene möglich, daß die Ostdeutschen Mainzer zu Besuchen einladen konnten. Zeitweise trafen sich bis zu 60 Gruppen regelmäßig." Neben den Bemühungen um möglichst viele zwischenmenschliche Kontakte kümmerte sich Christa Schäfer aber auch um die materielle Hilfe etwa für die Jugend- und Bildungshäuser im Erfurter Jurisdiktionsbezirk. Die Finanzen für die Kontakte, aber auch für die materiellen Hilfen kamen vom Bistum Mainz und vom Ministerium für innerdeutsche Beziehungen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.06.1998

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