Sechstklässler schnuppern Bergluft
Schülerwallfahrt
Petersberg (dw) - Seit Beginn der Menschheitsgeschichte waren Berge Sttten der religisen Erfahrung. Rund 250 Sechstklässler aus katholischen Gymnasien der Bistümer Erfurt, Dresden-Meißen und Magdeburg knüpften an diese Tradition an, als sie am 23. Juni gemeinsam den Petersberg bei Halle erklommen.
Der Magdeburger Bischof Leo Nowak, der zu dieser ersten bistumsübergreifenden Schülerwallfahrt in den neuen Ländern eingeladen hatte, wollte damit den Verbund zwischen den katholischen Schulen stärken. "Es ist gut, dass die Schüler unserer Gymnasien voneinander wissen und dass sie ab und zu merken: Diese Schulen haben etwas mit Gott zu tun", sagte er. Der Bischof erzählte den Schülern von den Augustinerchorherren, die sich vor vielen Jahrhunderten auf den Petersberg zurückzogen. Sie pflegten auf dem Berg ein geistliches Gemeinschaftsleben, das auch auf die Talbewohner der Umgebung ausstrahlte.
Die Lehrer des halleschen Elisabeth-Gymnasiums hatten den Tag für die Sechstklässler der eigenen Schule und der katholischen Gymnasien in Heiligenstadt, Dessau, Dresden, Erfurt, Magdeburg und Zwickau vorbereitet. Ein großer Teil der Schüler in den meisten der sieben Gymnasien gehört keiner Kirche an. Auch an sie war bei der Wallfahrt gedacht. In sieben schulübergreifenden Workshops hatten die Wallfahrer Gelegenheit, auf sehr unterschiedlichen Wegen das Symbol des Berges zu erschließen: Während ein Workhop sich zum Beispiel mit einer Bibelstelle über Jesus Christus als "Licht der Welt" befasste und Kerzen bastelte, wurden in anderen Gruppen Gipfelkreuze gebaut.
Im Gottesdienst brachten sich schließlich alle Workshops ein: mit Tonfiguren und selbstgestalteten Kerzen, die zum Altarraum getragen wurden, mit Gemeinschaftstanz und einem vorgelesenen Text, der die Lebensgeschichte eines Mannes sinnbildlich als Bergbesteigung erzählte. Wer einen Gipfel erklimmen will, muss sich auf den Weg machen und bereit sein, auch mit Unvorhergesehenem zu rechnen, erläuterte Michael Beschorner, der Schulseelsorger des Dresdner St.-Benno-Gymnasiums. Die Schülergruppe aus Dresden hatte diese Erfahrung am Wallfahrtsmorgen selbst gemacht. Da der verabredete Bus die Dresdner vom Bahnhof am Fuße des Petersberges nicht abholte, waren sie gezwungen, eine mehrere Kilometer lange Fuß-Wallfahrt anzutreten.
Im nächsten Jahr soll die ostdeutsche Schülerwallfahrt wiederholt werden. An welchem Ort, steht zwar noch nicht fest, die Gymnasiasten hatten jedoch bereits erste Verbesserungsvorschläge bereit: Ein Junge wünschte, dass auch ältere Schüler zur Wallfahrt kommen. Johanna und ihre Freundinnen aus Dessau schlugen Bischof Nowak vor, etwas mehr Farbe in die evangelische Kirche auf dem Petersberg zu bringen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.07.1998