Seligsprechungsverfahren eröffnet
Kaplan Alois Andritzki
Dresden (tdh) - Das Seligsprechungsverfahren für Kaplan Alois Andritzki, der am 3. Februar 1943 als Opfer der Nazidiktatur im KZ Dachau gestorben ist, hat begonnen: Der Dresdner Bischof Joachim Reinelt eröffnete das Verfahren am 2. Juli im Rahmen der Wallfahrt der sorbischen Katholiken in Rosenthal. "Mit der Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens ist noch nichts entschieden", heißt es in einer ensprechenden Mitteilung des Dresdner Ordinariates. Sie bedeute nur, daß die offizielle Prüfung beginne. Diese Prüfung sei sehr streng "und das ist gut so, denn sie bürgt für Qualität in den Fällen, die positiv entschieden werden.
"Wenn ein Christ, der wie Alois Andritzki gelebt hat und gestorben ist, selig gesprochen wird, so fügt dies dem Glück und der Freude, die er nach christlicher Überzeugung genießt, nichts Wesentliches hinzu", heißt es in der Pressemitteilung. Die Seligsprechung sei vielmehr ein Zeichen für Christen in dieser Welt, daß ihnen sagt, dieser "Lebensentwurf entspricht unzweideutig dem Evangelium, diese Person lebt jetzt bei Gott und tritt bei Gott als unser Bruder oder unsere Schwester fürbittend für uns ein."
Anhand der Zeugenaussagen sollen im Rahmen des Verfahrens drei Fragen untersucht werden, heißt es in der Mitteilung weiter: "1. Hat Alois Andritzki die christlichen Tugenden in einem überdurchschnittlichen Ausmaß praktiziert? 2. Darf sein Tod als Martyrium, das heißt als Zeugentod für den christlichen Glauben, angesehen werden? 3. Sind auf Anrufung seiner Fürbitte hin nachweislich Gebetserhörhungen eingetreten, die als Wunder im strengen Sinn des Wortes gelten dürfen?"
In der Pressemitteilung wird dazu aufgerufen, daß diejenigen, die nach Anrufung der Fürbitte von Alois Andritzki eine auffallende Gebetserhörung erfahren hätten, dies dem Cyrill-Methodius-Verein (Adresse siehe unten) melden. Mit dem Verein können auch diejenigen in Verbindung treten, die über das Leben Andritzkis als Zeugen aussagen können und bisher noch nicht angesprochen wurden.
Alois Andritzki ist 1914 in Radibor geboren, studierte Theologie in Paderborn und empfing 1939 in Bautzen die Priesterweihe. Anschließend wirkte er als Kaplan an der Hofkirche in Dresden. Was die Unvereinbarkeit des Christentums mit der nationalsozialistischen Ideologie betrifft, nahm er kein Blatt vor der Mund. Die Folge war, daß seine priesterliche Tätigkeit nur 15 Monate dauerte. Im Januar 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Gleich bei seiner Haftentlassung wartete die Gestapo wieder, um ihn ins KZ Dachau einzuliefern. In dieser Situation fand Andritzki die Vollendung seines Glaubens. Ehemalige Mithäftlinge berichten: "Im Lager war er geachtet wegen seines zuvorkommenden, frohen Wesens inmitten all des Grauens. Er half älteren und gebrechlichen Mithäftlingen, wo er konnte, und erfreute seine Mitbrüder durch artistische Leistungen. Wo andere beim Waschraumdienst stöhnten, hatte er nur ein helles Lachen." Wie viele andere erkrankte Andritzki schließlich an Typhus und wurde von einem Wärter mit einer Giftspritze ermordet.
Kontaktadresse: Cyrill-Methodius-Verein, Postplatz 2, 02625 Bautzen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.07.1998