Taufe in der Zirkusmanege
Ungewöhnliche Zeremonie
Zörbig (kr) - In vielen ostdeutschen Gemeinden haben Taufen mittlerweile Seltenheitswert. In Zörbig wurden kürzlich gleich vier Kinder auf einmal getauft. Nicht nur die Anzahl der Täuflinge war ungewöhnlich, sondern auch der Taufort. Denn das war nicht eine Kirche oder Taufkapelle mit Taufstein und Orgel, sondern das große Zirkuszelt des in Halberstadt beheimateten Zirkus Sarani. Von der sakramentalen Würde der Taufe zeugte in der festlich ausgeschmückten Manege die brennende Osterkerze.
Die Künstler des Zirkus Sarani stammen aus vier Ländern. Dementsprechend waren bei den kleinen Täuflingen auch einige ungewohnte, aber dennoch wohlklingende Namen zu hören: Loredana Melody, Sophia, Rudolf und Zusum Gianni.
Auch für den Taufpriester, Zörbigs katholischen Pfarrer Michael Schwenke, war das Geschehen ein Novum. Unter buntem Scheinwerferlicht und mit Konfetti wurde die Feier eröffnet, dann wurde es aber doch ruhig im Chapiteau. Die zahlreichen Gäste, unter ihnen auch ein Kindergarten aus dem Nachbarort Löberitz, eine Ministrantengruppe aus Zeitz, fast alle Bewohner des örtlichen Caritas-Altenpflegeheimes und Vertreter der Zörbiger St.-Antonius-Gemeinde, verfolgten andächtig bei hochsommerlichen Temperaturen die Zeremonie. Gemeinsame Lieder und Gebete umrahmten die Tauffeier, und schnell wurde dadurch eine geistige Brücke zwischen dem fahrenden Zirkusvolk und den Gästen geschaffen.
Auch wenn sich die vier getauften Kinder später einmal nicht mehr an diesen, für sie so wichtigen Tag zurückbesinnen können, so werden ihre Eltern und Paten die St.-Antonius-Gemeinde und die Stadt Zörbig mit Sicherheit in guter Erinnerung behalten.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.07.1998