100. Kirchweihjubiläum originell gestaltet
Wolmirslebener Familienkreis
Wolmirsleben (dw) - Festlich und gleichzeitig familiär ging es Ende Juni beim 100. Kirchweihfest der Wolmirslebener St.-Johannes-Baptist-Gemeinde zu. Der Familienkreis der Egelner Außenstation hatte bei der Gestaltung des Festwochenendes Phantasie und Kräfte eingesetzt.
Originellster Programmpunkt war eine "Epochen-Schau" über die Geschichte des Dorfes Wolmirsleben und der katholischen Gemeinde. Große und kleine Gemeindemitglieder wurden für die Vorführung eingespannt und in historische Gewänder gesteckt.
Sie riefen die historischen Wurzeln der Gemeinde auf anschauliche Weise in Erinnerung, angefangen bei den ersten Siedlern in der Region im 5. Jahrhundert über die Gründung des nahegelegenen Zisterzienserinnenklosters St. Marienstuhl, den Dreißigjährigen Krieg, die Neuansiedlung von katholischen Christen und den Umbau einer alten Scheune zur Pfarrkirche bis hin zur Gründung des Familienkreises vor zwei Jahren. Die Initiatoren aus dem Familienkreis hatten sich bei dieser Schau nicht nur auf Erinnerungen älterer Gemeindemitglieder, sondern in erster Linie auf die Chronik des früheren Pfarrers Ferdinand Kaufhold zum 60. Gemeindejubiläum im Jahr 1931 gestützt. Das Bibelwort, unter das Kaufhold die Chronik gestellt hatte, wurde zum Motto für das Kirchweihfest: "Steh auf und iß! Denn du hast noch einen weiten Weg vor dir."
Obwohl so viele Wolmirslebener Katholiken auf der Bühne standen, blieben die "Zuschauerränge" im Festsaal nicht leer: Gäste waren aus der "Mutterpfarrei" Egeln und aus den anderen neun Außenstationen der Egelner Pfarrei Marienstuhl gekommen. Auch nichtchristliche Dorfbewohner waren dabei. Besondere Heiterkeit löste der Auftritt des Womirslebener Diakonatshelfers Peter Kownatzki aus, der in die Soutane Pfarrer Kaufholds geschlüpft war. Der volkstümliche Seelsorger hatte von 1921 an 46 Jahre lang in dem kleinen Ort gewirkt.
Auch sein Nachfolger Franz Stahlschmidt (1956 bis 1983) fand Eingang in die Epochen-Schau. Er gehört zu den Mitbegründern der "Canisiusbruderschaft", die noch immer in Wolmirsleben und darüber hinaus präsent ist. Der 1954 gegründeten katholischen Gebetsgemeinschaft für die Ökumene gehören derzeit rund 1700 Mitglieder an, die meisten in der Niederlausitz und im Eichsfeld. Prominentester "Canisiusbruder" war der verstorbene Weihbischof Theodor Hubrich.
Zwei frühere Mitarbeiterinnen von Pfarrer Stahlschmidt, Ferdinande Hoffmeier und Elisabeth Bartl, bewohnen noch heute das Wolmirslebener Pfarrhaus und verschicken von hier aus an alle Mitglieder der Gemeinschaft jährlich einen Rundbrief mit Nachrichten und geistlichen Gedanken, zusammengestellt seit einigen Jahren von Schönstatt-Pater Klaus Krenz. Neben der Canisius-Bruderschaft gehören auch ein ökumenischer Gesprächskreis im Ort und ein ökumenischer Pfarrerkreis der Region zu den Initiativen Franz Stahlschmidts, die weiter fortleben - wenngleich auch unter geringer werdender Beteiligung.
Seit acht Jahren gibt es in Wolmirsleben keinen ortsansässigen katholischen Seelsorger mehr. Zehn junge Familien, haben sich vor zwei Jahren zusammengeschlossen, um dem Gemeindeleben neue Impulse zu geben. Unter anderem haben sie seither verschiedene Kindergottesdienste gestaltet, Krippenspiele für den Heiligen Abend vorbereitet und eine Sternsingeraktion auf die Beine gestellt.
Auch in den anderen Außenstationen Egelns sehen viele Gemeindemitglieder den Wolmirslebener Familienkreis als frohmachendes Hoffnungszeichen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.07.1998