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Bistum Magdeburg

Thomas Kriesel, Diözesanjugendseelsorger

Im Interview

Frage: Bei der BDKJ-Diözesanversammlung am vergangenen Wochenende hat das Magdeburger Jugendseelsorgeamt einen 50seitigen "Jugendpastoralplan" vorgestellt. Was wollen Sie mit diesem Papier?

Kriesel: Bereits 1995 bekamen wir von unserem Bischof den Auftrag, einen ersten Entwurf für den Jugendpastoralplan zu erstellen. Seine Absicht war es, daß über die Jugendpastoral in unserem Bistum nachgedacht und diskutiert wird.
Die jetzt vorliegende Fassung ist bereits das Ergebnis von vielen Diskussionen auf unterschiedlichen Ebenen. Auch sie ist aber keinesfalls als Dogma zu verstehen, sondern als Diskussionsgrundlage.

Frage: Geht es eher darum, den gegenwärtigen Zustand der Jugendpastoral darzustellen oder wollten Sie Perspektiven für die Zukunft aufzeigen?

Kriesel: Vor allem ersteres, in geringerem Umfang geht es aber auch um Perspektiven.

Frage: Was soll sich verändern in der Jugendseelsorge des Bistums?

Kriesel: In den letzten Jahren gewinnt die "Dekanatsebene" an Boden. In den Dekanaten Halberstadt, Torgau, Wittenberg und im nördlichen Teil des Dekanates Magdeburg hat sich Jugenddekanatsarbeit bereits sehr gut etabliert. Ich denke, daß sich dieser Trend fortsetzen wird, da viele kleinere Gemeinden Jugendarbeit nicht mehr leisten können.
Die Finanz- und Personalsituation des Bistums macht es darüber hinaus erforderlich, daß Jugendarbeit verstärkt mit ehrenamtlichen Kräften geschieht. Die Gemeinden werden lernen, daß Jugendarbeit ihre Sache ist. Ein gutes Beispiel für Eigenverantwortlichkeit haben in den letzten Jahren die katholischen Jugendverbände geliefert. Schätzungsweise 750 Kinder und Jugendliche sind bei uns in Verbänden organisiert.

Frage: Ist die kürzlich erfolgte Auflösung der Regionalstellen für Jugendseelsorge als Schritt zur Stärkung der regionalen Eigenverantwortlichkeit zu verstehen?

Kriesel: Verschiedene Gründe haben zu der Auflösung geführt: Als die Struktur der Regionalstellen 1990/91 eingeführt wurde, waren eigentlich vier Regionalstellen geplant, es wurden jedoch nie mehr als drei besetzt. Aus finanziellen Gründen wurde schließlich auch die dritte Stelle in Magdeburg nicht wiederbesetzt.
Da sich zeigte, daß die Regionalreferenten in der Regel hauptsächlich für die Dekanat gearbeitet haben, in denen sie ihren Sitz hatten, wurde entschieden, daß die Regionalstellen aufgelöst werden und stattdessen eine zentrale Diözesanstelle für Dekanatsjugendpastoral in Magdeburg eingerichtet wird. Sie können flexibler für alle Dekanate agieren.

Frage: Drei Jahre lang wurde am Jugendpastoralplan gearbeitet. Worüber haben Sie so lange diskutiert?

Kriesel: Meinungsunterschiede gab es vor allem bei Fragen, die mit der Jugendpastoral auf Dekanatsebene zusammenhängen, an erster Stelle finanzielle Fragen: Wer bezahlt die Raummiete, wenn die gesamte Dekanatsjugend für eine Veranstaltung die Räume einer einzelnen Pfarrei nutzt, war solch eine Frage.
Dekanatsjugendseelsorgerinnen und -seelsorger nehmen ihre Aufgabe in der Regel zusätzlich zu den Aufgaben in einer bestimmten Pfarrei wahr. Häufig ist es ihnen nicht möglich, an Wochenendveranstaltungen der Jugend teilzunehmen, weil sie in der Pfarrei beansprucht sind. Wir haben darüber gesprochen, wie man das dahingehend ändern könnte, daß andere Seelsorger im Dekanat die Aufgabe der Jugendseelsorge mittragen.
Sehr intensiv und kontrovers diskutiert war die Frage, ob eine Frau Dekantsjugendseelsorgerin sein kann. Der Bischof hat das zum Jahresanfang entschieden. Monika Krebs im Dekanat Torgau ist die erste Dekanatsjugendseelsorgerin.

Interview: D. Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.07.1998

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