...am 5. Juli 1952
Damals
Der Tag des Herrn berichtete über die "vorläufige Eröffnung" des Priesterseminars für das Gebiet der DDR in Erfurt:
Am Fest des hl. Bonifatius, des Apostels der Deutschen, dem 5. Juni 1952, fand in Erfurt die vorläufige Eröffnung des Priesterseminars der DDR statt. An der Feier nahmen sämtliche Jurisdiktionsbezirke durch ihre Leiter beziehungsweise deren Vertreter teil ...
Um halb 10 Uhr zelebrierte Bischof Wilhelm Weskamm, Vorsitzender der Ostdeutschen Bischofskonferenz, im Dom ein feierliches Pontifikalamt ... (Daran) nahm eine große Anzahl Priester teil. Mehr als 150 waren anwesend. Der weite Raum des Domes war gefüllt von Gläubigen. Die Priester sangen gemeinsam die 8. Choralmesse. Es war eine erhebende Opferfeier zur Anrufung des Heiligen Geistes. Um 11 Uhr fand im Coelicum ein Festakt statt. (Das Coelicum ist ein Festsaal, der über dem Kreuzgang liegt. Er ist nach dem Bombenangriff wiederhergestellt. Wertvolle mittelalterliche Kunstgegenstände sind in ihm aufgestellt. Der Raum an sich ist schon festlich stimmend.) Umrahmt war der Festakt von Orgelmusik, die vom Dom aus übertragen wurde.
39 Theologen wurden durch Handschlag verpflichtet und bekundeten durch Ringkuß ihre Ergebenheit und Treue. Als Vertreter des zuständigen Diözesanbischofs von Fulda begrüßte Generalvikar Dr. Freusberg die Versammelten und brachte zum Ausdruck, daß sowohl der Tag, an dem dieses Fest hier stattfindet, als auch der Raum, in welchem diese tagt, von besonderer Bedeutung sind. Es ist der 5. Juni, Tag des hl. Bonifatius. Bonifatius ist der Gründer des Domes und im Dom befindet sich das Grab seines Gefährten Adolar, der von Bonifatius zum Bischof von Erfurt bestimmt war, aber vor Antritt des Amtes mit Bonifatius den Märtyrertod erlitten hat. Während der Leichnam des hl. Bonifatius in Fulda seine letzte Ruhestätte fand, ist der hl. Adolar im Dom zu Erfurt beigesetzt. Dieser Festsaal in dem wir uns hier befinden, ist die ehemalige Aula maxima der theologischen Fakultät und Universität Erfurt. Diese Universität, im Jahre 1379 durch Papst Clemens VII. errichtet, hat im Mittelalter eine bedeutende Rolle gespielt. In diesem Raume hier fanden die Disputationen und feierlichen Doktor-Promotionen statt. Seinen Namen trägt dieser Raum davon, daß das Gewölbe mit den Gestirnen des Himmels bemalt war. Wieviel bedeutungsvolle Akte werden sich in diesem Raume schon abgespielt haben ...
Der Bischof von Berlin machte dann in seiner Ansprache grundsätzliche Ausführungen über die Entstehung des Seminars. Am Schluß der Feier legte Subregens Rothkegel im Namen der aufgenommenen Theologen das Gelöbnis der Treue ab mit dem Versprechen, alles daranzusetzen, um die auf das Priesterseminar gesetzten Hoffnungen zu erfüllen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.07.1998