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Bistum Dresden-Meißen

Thomaskirche soll in 24 Monaten saniert sein

Verein "Bach 2000"

Leipzig (jak) - Shirts, Uhren, Regenschirme, Büsten..., nichts ist undenkbar im neuen Verkaufspavillion an der Leipziger Thomaskirche und fast alles steht unter einem Namen: Johann Sebastian Bach. Pfarrer Christian Wolff von der Thomaskirche betonte, daß im Angebot all das ist, was sich Touristen wünschen. Von einfachen Souvenirs bis hin zu hochwertigen CDs des Thomanerchores. Mit dem Verkaufserlös - zu jedem Preis gehört eine gewisse Spendenhöhe - soll die Sanierung und Restaurierung der Leipziger Thomaskirche bis zum 28. Juli 2000, dem 250. Todestag von Johann Sebastian Bach, finanziell abgesichert werden. Der Verkaufspavillion gehört zu den Aktivitäten des Vereins "Bach 2000", der sich am 10. Juli in Leipzig zu seiner Mitgliederversammlung traf.

Aus diesem Anlaß fand in der evangelischen Superintendentur Leipzig-West eine Pressekonferenz statt. Dr. Johannes Richter, Superintendent im Ruhestand und Vorsitzender des Vereins, hob die Bedeutung Bachs für die internationale Musikszene hervor. "Egal wo auf der Welt der Name Bach fällt, in den Augen der Musikliebhaber findet sich immer ein Leuchten", betonte Johannes Richter. Daher ist es für die Leipziger Bürgerinnen und Bürger von besonderer Bedeutung, die Thomaskirche als wichtigste Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs zu erhalten und zu pflegen. Dies sei man seinem Andenken und dem internationalen Musikpublikum schuldig. Der Verein "Bach 2000" arbeitet jetzt seit 16 Monaten. Eigentlich ist die Zeit viel zu knapp, um die Sanierung und Restaurierung pünktlich fertigzustellen. Dennoch wollen die Vereinsmitglieder das Ihre tun, die verbleibenden 24 Monate nutzen. Dazu gehört vor allem die Werbung um finanzielle Unterstützung des Projektes. Besonders erfreulich sei das Interesse der Leipziger selbst, auf die Tage eines Jahres aufgeschlüsselt kämen täglich 200 Mark auf das Konto des Vereins. Doch davon allein sind die Arbeiten am Bau nicht zu finanzieren. So sprach "Bach 2000" gezielt neben ausländischen Bachfreunden auch große deutsche Wirtschaftsunternehmen an, die die Aktion bisher gut unterstützt hätten, wie es bei der Pressekonferenz hieß.

Was aber kostet die Sanierung und Restaurierung konkret? Johannes Richter gab Antwort: 20 Millionen Mark. Zehn Millionen würden aus öffentlichen Mitteln dazukommen, die andere Hälfte muß die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde selbst tragen. Jetzt liegen 5,7 Millionen Mark vor. "Wir brauchen aber noch einmal dasselbe", betonte Richter.

Und das erfahrungsgemäß zum Ende solcher Aktionen die Spendenbereitschaft der Wirtschaft nachlasse, müsse die Aktion jetzt auf eine breitere Basis gestellt werden. Ein Schritt dazu ist der Verkaufspavillion, ein anderer die Benefizkonzerte jeden Samstag im Chorraum der Kirche. 1999 wurde von allen Verantwortlichen als das schwierigste Jahr des Projektes bezeichnet. Doch wie alle hoffen wird auch diese Hürde genommen. "Sollte jedoch das Schlimmste eintreten und kein Geld vorhanden sein, so würden wir sofort den Kirchenvorstand auffordern, die Arbeiten einzustellen", betonte Johannes Richter. Ihm und allen Vereinsmitgliedern ist es ein Anliegen, bis zum Schluß mit offenen Karten zu arbeiten. "Wir möchten nicht als Verein in den gegenwärtigen Sog geraten, Arbeiten ausführen zu lassen, aber die Rechnungen nicht zu bezahlen. Auf dieses Niveau werden wir uns nicht begeben", sagte der Vorsitzende weiter.

In seiner Rede zur Mitgliederversammlung ging Johannes Richter auf den Fortgang der Arbeiten ein. So werde die Südfassade in wenigen Wochen fertiggestellt werden. Besondere Probleme gebe es jedoch am Dachstuhl. Allein die Mittel für seine Sanierung werden eine Million Mark betragen. Inzwischen wurden auch die Nordfassade und das Kirchenschiff eingerüstet, um bis Ende Oktober die notwendigen Putzarbeiten und die nachfolgenden restauratorischen Malerarbeiten vornehmen zu können. Einige Beispiele nur, die zeigen, wie intensiv die Erneuerung der Thomaskirche virgenommen wird. Johannes Richter erinnerte auch daran, daß die Besinnung "auf unsere kulturellen Werte ein nicht zu unterschätzender Faktor der Identität der Menschen in unserer Stadt, in unserem Land, ja in der Bundesrepublik Deutschland" sind. Die Thomaskirche und die damit verbundene 780jährige Tradition des Thomanerchores sei ein solcher Faktor. Und nicht zuletzt, so Johannes Richter, sei das Schaffen Johann Sebastian Bachs längst Weltkulturerbe geworden. Daher schloß er seine Rede mit dem Motto des Vereins "Bach 2000": "Ein großes Erbe braucht unsere Hilfe."

Benefizkonzerte für die Thomaskirche finden bis 31. Oktober jeden Samstag statt. Beginn: 19.30 Uhr.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.07.1998

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