Trotz Enttäuschung Mut bewahren
Ökumenische Kontaktgruppe
Erfurt (bip) - Die zwischen katholischen und evangelischen Christen in Thüringen gewachsenen Beziehungen und die inzwischen vielfältige ökumenische Praxis dürfen durch die jüngsten Turbulenzen hinsichtlich der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu dieser Überzeugung kam die Ökumenische Kontaktgruppe Thüringen bei einer Zusammenkunft am 8. Juli in Erfurt.
Grund für die Sondersitzung war "die veränderte Lage, die durch die Antwort der katholischen Kirche auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre und die ersten Stellungnahmen aus dem evangelischen Bereich entstanden sind", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Die Gemeinsame Erklärung war durch Theologen im Auftrag des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Lutherischen Weltbundes erarbeitet worden. (Der Tag des Herrn berichtete in seinen letzten Ausgaben in seinem überregionalen Teil.)
"Die offizielle Antwort der römisch-katholischen Kirche, die inzwischen vorliegt, bleibt hinter den Erwartungen zurück", so die Ökumenische Kontaktgruppe Thüringen. Der Konsens in Grundwahrheiten zwischen den Kirchen sei "offensichtlich weniger klar", als dies der Text der Gemeinsamen Erklärung bisher nahelegt habe. Darüber- hinaus scheine "die Methodik des ,differenzierten Konsenses in Frage gestellt zu sein. Für den Dialog ist es wichtig, daß die Gesprächspartner die Entscheidungswege der jeweils anderen Kirche akzeptieren", so die Mitteilung der Ökumenischen Kontaktgruppe.
Bei aller Enttäuschung hofft das Gremium, daß der Prozeß dennoch zu einem guten Abschluß gebracht wird. Die Kontaktgruppe vereinbarte, sich in den ökumenischen Bemühungen vor Ort nicht entmutigen zu lassen. Die geplante Handreichung zur Rechtfertigungslehre werde den Gemeinden wie vorgesehen im Herbst vorgelegt, hieß es.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.07.1998