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Bistum Magdeburg

Sieben Jahre wie ein halbes Leben

Interview

Der Schulleiter des Magdeburger Norbertus-Gymnasiums, Wolfgang Neuhaus, wechselt zum neuen Schuljahr an ein Mädchengymnasium in Königstein / Taunus. Seit September 1991 gestaltete er den Aufbau des bischöflichen Gymnasiums mit, am Anfang unter der Schulleitung von Klaus Kayser.

Welches Fazit ziehen sie nach sieben Jahren Norbertus-Gymnasium?
Es waren sehr spannende Jahre, geprägt von der Aufbau- und Umbruchphase. Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt: Die Zeit hier macht ein halbes Menschenleben an Erfahrung aus.
An Ihrer Schule arbeiten Lehrer aus West und Ost. Betrachten Sie das Gymnasium als gelungenes Modell deutschen Zusammenwachsens?
Es war positiv, daß die Lehrer etwa zur Hälfte aus Ost und West kommen. Daher war keine Seite in der Minderheitenposition. Das war eine gute Ausgangslage, um Spannungen - die es natürlich auch gab - zu lösen. Es herrscht ein normaler menschlicher Umgang zwischen Ost- und Westlehrern. Die Atmosphäre hat sich auf die Schülerschaft niedergeschlagen.
Gab es anfangs Vorbehalte gegen die Lehrer, die bereits zu DDR-Zeiten unterrichtet haben?
Die gab es bei einigen Eltern. Schließlich hat sich aber die Einsicht durchgesetzt: Es gibt einen Neustart, da muß es auch neue Chancen geben.
Die ersten Schüler, denen die Erfahrungen der DDR-Schule gewissermaßen noch in den Knochen steckten, haben den Aufbau der Schule sehr hochmotiviert mitgetragen. Wie ist die Situation heute? Ist die Begeisterung erlahmt?
Sicherlich waren alle Schüler und Lehrer in der Anfangszeit unendlich euphorisch. Es wäre jedoch falsch, dieser Zeit nachzutrauern. Damals mußten wir uns um die Grundlagen kümmern, heute haben wir größere Möglichkeiten, das Leben der Schule zu gestalten. Ein Meditationsraum, Arbeitsgemeinschaften, ein Computerkabinett - all dies ist erst in den letzten Jahren entstanden. Daß die Begeisterung,hier Schüler zu werden, anhält, zeigen übrigens die Anmeldungszahlen: 280 Schüler haben sich in diesem Jahr angemeldet, nur 160 konnten wir allerdings aufnehmen.
Worin sehen Sie die Bedeutung einer katholischen Schule in Magdeburg?
Ich denke da an das, was Bischof Nowak bereits bei der Gründung der Schule sagte: Die katholische Kirche muß zeigen, daß sie an der gesellschaftlichen Entwicklung aktiv teilnimmt, gerade bei der Jugend, die das wichtigste Glied der Gesellschaft ist.
Warum wollen Sie das Norbertus-Gymnasium verlassen?
Mein Vertrag wäre ohnehin in einem Jahr ausgelaufen. Abgesehen davon habe ich große Lust, beruflich noch einmal etwas Neues anzufangen.

Interview: D. Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.07.1998

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