Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Service

am 17. Juli 1952

Damals...

Zum Thema des Berliner Katholikentages im Sommer 1952 "Gott lebt!" schrieb der damalige Spiritual des Priesterseminars Neuzelle, Erich Puzik:

"Gott lebt." - Wir rufen Deutschland, wir rufen die Welt. Wie ein Funker eine wichtige Nachricht, einen SOS-Ruf immer wieder auf die Tasten seines Senders hämmert, so wollen wir am Katholikentag es vier Tage hindurch immer wieder hinausrufen: Gott lebt.

Aber freilich, wir wissen, daß wir eine Gruppe unserer Brüder und Schwestern nicht erreichen, weil ihnen der Empfänger, das Aufnahmeorgan fehlt, diesen Ruf innerlich als bedeutsam zu empfinden. Der Ruf interessiert sie nicht, sie verstehen nicht, wie man sich über Sein oder Nichtsein Gottes streiten kann, sie vermögen nur auf ihre nächstliegenden Lebensbedürfnisse zu schauen. Und doch können wir auch diese erreichen, und zwar durch unser Gebet. Gott hat die Macht, ihnen die verlorene Empfangsfähigkeit wieder einzuschaffen.

Viele aber werden in diesen Tagen aufhorchen und - leidenschaftlich widersprechen. Gott kann nicht leben, denn die Naturwissenschaft hätte ihn sonst längst entdecken müssen; Gott darf nicht leben, denn ein unendlicher Gott würde die menschliche Würde erdrücken. Und mancher ruft zornrot und erbittert: "Gott lebt? - Nein, er ist tot, wie könnte er sonst zusehen dem, was mir angetan worden ist." Er ist "ein Bild an der Wand, stumm, taub, blind, ein Götze aus Stein", so hat es ein moderner Dichter in der Not seines Herzens geschrieben. - "Gott lebt? - Nein, er ist jüngst gestorben", triumphieren andere. "Schaut nur die leeren Kirchen, sie sind Grabmäler eines gestorbenen Glaubens. Nur wenige, die Ewig-Gestrigen, schleichen noch hinein."

Diese Menschen erreicht also unser Ruf und - da die Liebe unsere Herzen hellsichtig macht - können wir ihnen sogar sagen, daß Gott doch noch irgendwie für sie "lebt". - Euer Eifer, eure Leidenschaft, eure Trauer verrät euch. Ihr sucht, was ihr noch nicht kennt, und wir empfinden es als unsere Schuld, daß ihr so mühsam suchen müßt und vielleicht vergebens bisher gesucht habt. An uns solltet ihr es deutlich und leicht erkennen - wenn ihr guten Willens seid -, daß Gott lebt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.07.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps