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Zisterzienser an der A 14

Kloster am Wegesrand (Teil 1)

War es nur der Neid und die Sorge um die eigene Machtstellung oder doch eine Angelegenheit seines Glaubens, die den Leisniger Burggrafen dazu veranlaßten, in seinem Herrschaftsbereich ein Kloster zu gründen? Die Antwort auf diese Frage liegt im Dunkel der Geschichte. Jedenfalls entschloß sich Burggraf Heinrich zur Gründung eines Klosters nachdem sein Nachbar - Markgraf Otto der Reiche von Meißen - sich 1162/75 mit dem Zisterzienserkloster Altzella eine Familiengrablege geschaffen hatte. Aus dem Kloster Sittichenbach kamen 1192 Zisterzienser nach Leisnig und bauten an einer nahen Biegung der Mulde das Kloster Buch auf.

Heute liegt es, wie übrigens auch Altzella nur wenige Kilometer von der A14 entfernt. Besucher können sich unter Einbeziehung des Klosters Nimbschen bei Grimma gleich dreimal entlang der Autobahn - die Dresden und Leipzig verbindet - auf die Spuren der Zisterzienser in Sachsen begeben. Es empfielt sich, im Kloster Altzella bei Nossen zu beginnen, um nach dem Mittag an der 14.30-Uhr-Führung im Kloster Buch teilnehmen zu können. Im Nimbschen - wo es keine Führungen, aber eine malerische Umgebung und eine romantische Ruine gibt - kann der Tag beschlossen werden.

Das Zisterzienserkloster Altzella war die erste große Grablege der Wettiner, später ließen sie sich im Dom zu Meißen, dann im Freiberger Dom, in der Dresdner Sophienkirche und bis 1918 in der Dresdner Hofkirche bestatten. Nach der Reformation wurde das Kloster 1540 durch Herzog Heinrich aufgelöst. Die Anlagen verfielen und heute zeugen nur noch wenige Ruinen von der einstigen Bedeutung Altzellas. Sie sind eingebetet in einen wunderschönen Klosterpark. Um seinen Ahnen ein würdiges Angedenken zu bereiten, ließ Sachsens erster König - Friedrich August der Gerechte - im Park ein Mausoleum errichten, in dem die gefundenen Überreste der Wettiner beigesetzt wurden.

Während Altzella schon seit langem ein beliebter Ausflugsort ist, gerät Kloster Buch erst seit einigen Jahren ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Dies ist dem Leisniger Geschichts- und Heimatverein zu verdanken, der seit 1992 an den Wochenenden zu Führungen durch die historische Anlage einlädt. Eine besondere Attraktion ist dabei die Mönchstoilette, wie man sagt, mit "Wasserspülung". Die Zisterzienser leiteten Mulden-Wasser durch ihr Gelände und ließen so die anfallenden Fäkalien einfach wegspülen. Für die damalige Zeit sicher ein bedeutender Vorsprung in Sachen "Hygiene". Allerdings war das Leben in einem Kloster der damaligen Zeit sehr hart, ein Mönch oder eine Nonne erreichten in der Regel nur ein Alter von 32 Jahren.

Für die Entwicklung der umliegenden Landstriche hatten die Klöster immer große Bedeutung gehabt. So wurde in der Region beispielsweise der Borsdorfer Apfel gezüchtet und sogar Wein angebaut. Auf dem Höhepunkt der Klosterentwicklung war Buch für 52 Dörfer zuständig und 1441 erhielt das Kloster ein Wappen sowie der Abt die Bischofsrechte. Ein Zeugnis der einstigen Bedeutung ist auch die Tatsache, daß sich etwa 20 adlige Familien der Umgebung in der Klosterkirche begraben ließen. Jetzt ist daran gedacht, die Umrisse des Gotteshauses nachzuzeichnen, ähnlich wie es schon in Altzella zu sehen ist. Die heutige evangelische Kirche in Buch steht ungefähr im alten Chorraum. Auch wenn alle Baumaterialien aus Buch stammen, so wurden sie doch erst lange nach der Klosterauflösung im Jahr 1678 gebaut. Teile des originalen Chorgestühls befinden sich heute in der evangelischen Kirche St. Pankratius in Tragnitz. Besonders sehenswert in Buch ist das Abtshaus, auch Klosterkrankenhaus genannt, mit der dortigen Kapelle. Im oberen Stock des Gebäudes befindet sich ein Zimmer aus der Zeit des letzten Abtes, Antonius Dietz.

Weiter führt die kleine Zisterzienserreise nach Kloster Nimbschen bei Grimma. Bekannt wurde das Kloster St. Marienthron durch Katharina von Bora, Luthers Frau, die hier Zisterzienserin war. Eine Schautafel erinnert an diese Zeit und vermittelt einen Eindruck der einstigen Anlage. Seelsorgerisch betreut wurden die Nimbscher Schwestern übrigens von Zisterziensern aus dem Kloster Pforte bei Naumburg.

Holger Jakobi

Hinweise: Klosterpark Altzella, montags geschlossen, dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen durch das Kloster Buch bei Leisnig, samstags, sonn- und feiertags 14.30 Uhr, Treffpunkt an der Gaststätte "Zum frohen Mönch".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.07.1998

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