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Aus der Region

"Bremse wichtiger als Gaspedal"

Autobahnkirche Uhyst

Autobahnkirchen sind Einladungen an Menschen unterwegs. 13 gibt es in Deutschland, drei davon im Osten: Gelmeroda (A 4 bei Weimar), Duben (A 13 bei Lübben) und Uhyst (A 4 bei Bautzen). Der Tag des Herrn sprach mit dem evangelischen Pfarrer Andreas Blumenstein aus Uhyst.

Frage: Welche Bilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Autobahnkirche?

Blumenstein: Unsere Autobahnkirche wird angenommen. Täglich kommen zwischen zehn und 200 Leute. Wir zählen zwar nicht mit Lichtschranke, aber wir haben drei "Seismographen", die Auskunft geben, wie unsere Kirche angenommen wird: Die Besucher machen regen Gebrauch von unserem Schriftenstand. In unserem Andachts- und Fürbittbuch findet sich täglich mindestens ein neuer Eintrag. Und schließlich zeigt jedes neue Licht an unserem Opferlichterbaum, daß jemand hier war.

Frage: Welche Leute besuchen die Autobahnkirche?

Blumenstein: Das ist ganz unterschiedlich: Es sind Einzelne und Reisegruppen, es sind Ausflügler und Urlauber, aber auch Leute, die beruflich unterwegs sind. Zur Zeit melden sich regelmäßig Gruppen, die die Landesausstellung im nahen Kloster St. Marienstern besuchen wollen. Zwei katholische Reisegruppen auf Wallfahrt nach Tschenstochau haben hier Gottesdienst gefeiert. Häufig kommen Leute, die in ihre alte Heimat fahren, die heute in Polen liegt. In unser Buch hat aber auch ein Vertreter geschrieben, daß er hier regelmäßig eine Andacht hält. Bei uns treffen sich Menschen aus der Umgebung - auch Nichtchristen -, die in Dresden arbeiten. Sie stellen hier ihre Autos ab und fahren gemeinsam mit einem Auto weiter. Und es gibt den umgekehrten Fall: Eine Krankenschwester aus Dresden, die hier arbeitet, hält nach ihrem Spät- oder Nachtdienst an, um in unserer Kirche Posaune zu spielen, weil sie das zu Hause, in einem Neubaublock, nicht kann.

Frage: Das Auto hat in kirchlichen Kreisen nicht den besten Ruf. Gibt es da nicht auch Kritik?

Blumenstein: Wir betrachten uns keinesfalls als Teil der "Autolobby". Beispielsweise überlegen wir, ob wir eine Fahrradausleihe machen sollten, damit die Leute ihr Auto mal eine Stunde stehenlassen und mit dem Rad in die Umgebung fahren können. Ganz bewußt beteiligen wir uns an Aktionen wie "Mobil ohne Auto". Wir wollen den Leuten sagen: "Die Bremse ist wichtiger als das Gaspedal." Das Auto ist aus unserem Leben augenblicklich nicht wegzudenken. Umso wichtiger ist der bewußte Umgang mit ihm. Ein Gedanke, den man übrigens auch mit in den Urlaub nehmen kann. Zum bewußten Umgang gehört noch etwas: Wir haben letzten Sonntag einen Gemeindetag zum Thema "Mit Sicherheit in den Urlaub" gemacht. Dazu war ein Info-Mobil zum Thema "Verkehrssicherheit" hier.

Frage: Welche praktischen Tips geben Sie unseren Lesern für ihre Urlaubsfahrt?

Blumenstein: Wer mit dem Auto fährt, sollte gut ausgeruht und natürlich nüchtern sein. Der Mann sollte ruhig mal die Frau ans Steuer lassen. Und lieber eine Pause mehr, zum Beispiel an einer Autobahnkirche. Denn: Besser später ankommen, als gar nicht.

Interview: Matthias Holluba

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.07.1998

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