Bad Köstritz: Zwei Fürsten stritten um den Musikus
Am Wegesrand (Teil 2)
Die Neigung, zum Vervollkommnen des eigenen Wissens und Könnens nach Italien zu reisen, geht nicht erst auf Johann Wolfgang von Goethe zurück. Ungefähr 170 Jahre vor ihm machte sich ein junger deutscher Musiker aus Deutschland auf den Weg nach Italien. Sein Name war Heinrich Schütz.
In seinem Heimatort Bad Köstritz erinnert heute das Heinrich-Schütz-Haus an den großen Musiker und Komponisten. Hier erblickte er 1585 als Kind des Gastwirtsehepaares Christoph und Euphrosine Schütz das Licht der Welt. Es gilt als ein besonders glücklicher Umstand, daß der musisch gebildete Landgraf Moritz von Hessen 1598 in Weißenfels - wohin die Familie 1591 übersiedelte - auf den jungen Schütz aufmerksam wurde und sein Talent förderte. Die "Frucht" seiner, die "Italienischen Madrigale" widmete Schütz mit Datum zum 1. Mai 1611 seinem Förderer Moritz.
Ein weiterer wichtiger Wirkungsort von Heinrich Schütz war Dresden. Übrigens stritten sich damals zwei deutsche Fürsten um Schütz: Moritz von Hessen und Johann Georg I. von Sachsen, wobei sich letzterer durchsetzte. In Dresden leitete Schütz ab 1617 die kurfürstliche Hofkapelle. Dennoch blieben Verbindungen in viele Regionen Deutschlands erhalten. So ordnete er zusammen mit Scheidt und Praetorius die Magdeburger Dommusik. Aber auch die Verbindungen in seine reußische Heimat waren ihm wichtig. Seine "Musikalischen Exequien" (Schütz-Werke-Verzeichnis 279 bis 281) gelten als die bedeutendste Trauermusik des 17. Jahrhunderts. Heinrich Schütz schuf diese Musik auf biblische Worte, die Fürst Heinrich Posthumus von Reuß auf seinem Sarg schreiben ließ.
Erst 1995 wurde dieser von der Geraer Salvatorkirche in die Johanneskirche überführt. Durch die "Musikalischen Exequien" wurde auch der Sarg zu einem wertvollen Kulturgut und durch die Überführung vor dem Verfall bewahrt. Nach dem Tod von Kurfürst Johann Georg I. 1656 gewährte ihm sein Nachfolger in Sachsen - Johann Georg II. - den Ruhestand und ernennt Heinrich Schütz zum Oberkapellmeister. Seinen Alterssitz nimmt der Komponist in Weißenfels. Bis zu seinem Tod stellt er viele seiner wichtigsten Werke fertig, darunter die Passionen nach Matthäus, Lukas und Johannes sowie die Weihnachtsthistorie (zweite Fassung) und das Deutsche Tedeum. Letzte Werke sind der "Schwanengesang" und das Deutsche Magnifikat. 1672 reist Schütz nach Dresden, wo er am 6. November im Alter von 87 Jahren stirbt. jak
Öffnungszeiten: Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstitz, Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr, Führungen außerhalb der Öffnungszeiten sind bei Voranmeldung unter der Tel. 036605 / 2405 möglich. Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels, Nikolaistraße 13, Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr, Tel. 03443 / 302835.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.07.1998