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Bistum Dresden-Meißen

Hin und wieder ein kleines Wunder

Heilquelle

Zwönitz (jk) - Nach 500 Jahren gibt es auf dem Gelände vom Bad Guter Brunnen bei Zwönitz wieder eine Sankt-Annen-Kapelle: Weihbischof Georg Weinhold aus Dresden weihte sie unter den Augen von mehreren hundert Leuten am vergangenen Sonntag ein

Seit dem frühen Mittelalter sollen an diesem Ort immer wieder Wunderheilungen geschehen sein. Als erstes, so erzählt die Sage, wurde mit dem Wasser der dortigen Quelle ein Mädchen von seiner Blindheit geheilt. Nach der Heilung kamen immer mehr Menschen zu den Quellen. Aus Dankbarkeit errichteten die Gläubigen eine Kapelle zu Ehren der heiligen Anna. In alten Chroniken wird erwähnt, daß es bei Bad Guter Brunnen bereits 1498 eine Kapelle gab. Zur Kapelle und zu den darum liegenden Heilquellen pilgerten die Menschen besonders am Sankt-Anna-Tag

Zur Einweihung spielte eine Theatergruppe der Stadt die Sage um das blinde Mädchen nach. Der Zwönitzer Bürgermeister Uwe Schneider hatte die Idee, zum 500. Jubiläum eine neue Kapelle zu errichten und eine der alten Quellen zu restaurieren. Was anfangs nur ein wager Gedanke war, nahm rasch feste Formen an. Mit Hilfe von AB-Maßnahmen gelang die Finanzierung. Kinder der Pfarrgemeinde dankten den Arbeitern, indem sie die Kapelle mit Pappkartons und einem echten kleinen Richtkranz nachbauten. Das Modell soll nun in der ABM-Werkstatt als Geschenk und zur Erinnerung stehen. In nur knapp zwei Jahren bauten die ABM-Kräfte ein kleines Kapellchen und einen neuen Brunnen. Aus diesem Annenbrunnen fließt auf Pumpdruck frisches Quellwasser. Das Dach der neuen Kapelle wurde mit Ziegeln des alten Zwönitzer Pfarrhauses erbaut. Pfarrer Dieter Schöne appellierte in einer kleinen Ansprache an alle zukünftigen Pilger: "Ganz egal, ob Sie glauben oder nicht, Ihre Wünsche und Fragen werden von Gott gehört." Bürgermeister Uwe Schneider glaubt fest daran, daß an diesem Ort tatsächlich Heilungen stattfinden. "Wir dürfen unserm Herrgott schon zutrauen, das er uns hin und wieder ein kleines Wunder schenkt." Die Menschen hätten ohne ein Wunder wohl kaum eine Kapelle erbaut

Für Weihbischof Weinhold war diese Weihe etwas Besonderes: "Es fällt mir nicht ganz leicht, vor dieser Kulisse eine Predigt zu halten." Er meinte damit wohl die vielen Menschen, die auch ohne Religionszugehörigkeit zur Weihe gekommen waren. Weinhold sagte zu ihnen, daß auch Christen keine Heiligen seien. Christen und Nichtchristen verbinde, daß sie alle auf dem Weg seien. Der Kapelle wünschte der Weihbischof, "daß die Gläubigen hier Gottes Liebe spüren." Die Kapelle ist rund um die Uhr das ganze Jahr hindurch geöffnet. Aus dem neuen Brunnen soll ganzjährig frisches Quellwasser fließen. Messungen von 1997 ergaben, daß das Quellwasser eine hervorragende Trinkwasserqualität hat. Jedoch überschreiten die chemischen Bestandteile der Quellen, wie beispielsweise Magnesium und Natrium, eine vorgeschriebenen Größe, ab der man das Wasser als Mineralwasser bezeichnen könnte. Ob das Quellwasser tatsächlich eine heilende Wirkung hat, ist auch nach 500 Jahren eine Glaubensfrage

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.08.1998

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