Dresdner Kapellknaben
Die Ausquartierungen sind beendet
Dresden (kpi/jak) - Pressetermine können ganz schön anstrengend sein, besonders für diejenigen, die selten mit dieser "neugierigen" Zunft zu tun haben. So musste sich Benno Stilmann von den Dresdner Kapellknaben geduldig den Fragen der Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen stellen, die neugierig ihre Nasen in die Zimmer und Räumlichkeiten des katholischen Chores steckten. Und: Benno Stilmann war in seinem Zimmer ein beliebtes Film- und Fotomotiv - was der Zwölftklässler ebenfalls mit Geduld trug.
Im Anschluss an ein Pressegespräch mit Bischof Joachim Reinelt, Domkapellmeister Matthias Liebich, Internatsleiter Matthias Hirschmann und Architekt Prof. Gerd Bürger hatten Medienvertreter die Gelegenheit, das sanierte und umgebaute Gebäude an der Wittenberger Straße in Dresden zu besichtigen. Nach den Winterferien bezogen die Dresdner Kapellknaben, die Mitglieder des Knabenchors an der Dresdner Hofkirche Ss. Trinitatis, ihre sanierten Wohn- und Arbeitsräume. Während der Bauzeit ab Sommer 2000 war zwar im Striesener Haus der Chorbetrieb unter erschwerten Bedingungen weitergegangen, aber die Internatsschüler waren ausquartiert. Nun kamen die Kapellknaben von der Teilnahme am Knabenchorfestival in Posen (Poznan) direkt in ihre neuen Räume.
Für den Um- und Ausbau des Gebäudes stellte das Bistum Dresden-Meißen 2,9 Millionen Mark bereit. Das kann sowohl als eine Investition für die musikalische Kultur der Stadt Dresden als auch für sächsische Kinder und Jugendliche gelten. Dennoch, so Bischof Joachim Reinelt, habe man lange gewartet, um den Bau zu beginnen. Wie er betonte, konnten nicht alle Inves-titionsmittel nur in diözesane Bauten fließen, viel Geld wurde auch vor Ort in den Gemeinden benötigt. Beispielweise Lengenfeld (Vogtland / 1992) oder Gera St. Elisabeth in diesem Jahr. Er dankte den Kapellknaben und ihren Eltern für die Geduld, die baulichen Mängel so lange mitgetragen zu haben. Doch gerade die Eltern waren es, die immer wieder um eine Verbesserung baten - gerade auch mit Blick auf die Höchstleistungen der jungen Sänger, wie der Bischof betonte. Die Jungen, die aus dem gesamten Bistum Dresden-Meißen sowie aus anderen Diözesen kommen - unter anderem aus dem Eichsfeld im Bistum Erfurt - , erhalten im Kapellknabeninstitut eine solide Gesangs- und Instrumentalausbildung.
Das im Jahr 1904 vom Vinzenzverein als Kinderheim erbaute Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und unter Bischof Otto Spülbeck wieder aufgebaut. Seit 1956 ist es das Domizil des katholischen Knabenchors. Zu DDR-Zeiten ging es allerdings sehr beengt zu, da das gesamte Erdgeschoss von einer Kartonagenfabrik als Produktionsstätte genutzt wurde. Nach der Wende konnte das Bistum Dresden-Meißen sein Gebäude wieder uneingeschränkt selbst beanspruchen. Seit 1990 waren Bauleute immer wieder in der Wittenberger Straße 88 zu Gange. Großzügige Sport- und Freizeiträume wurden im Untergeschoss eingerichtet, im Erdgeschoss entstanden ein Probensaal für den Chor und Arbeitsräume für den Domkapellmeister. Die Bedingungen für den Instrumentalunterricht wurden dadurch verbessert, dass Räume zum einzeln Üben geschaffen wurden. Die Aufenthalts- und Schlafräume der Kapellknaben wurden zum Teil modernisiert und brandschutztechnische Auflagen realisiert.
Nun stand die Sanierung von Dach und Fassade an, die mit einem notwendigen Umbau verbunden wurde. Durch den Ausbau des Daches konnte die Nutzfläche erweitert werden, so dass künftig für 40 bis 50 Internatsschüler großzügige moderne Wohn- und Gemeinschafträume sowie sanitäre Anlagen zur Verfügung stehen. Außerdem entstanden im Dachgeschoss eine Wohnung für den Internatsleiter mit seiner Familie sowie verschiedene Funktionsräume. Der Speisesaal lässt sich nun durch eine mobile Trennwand mit dem neuen Chorsaal verbinden und kann als Ganzes für Veranstaltungen genutzt werden. Zwei Gästezimmer bieten den Internatsschülern zudem die Möglichkeit, Besuch von ihrer Familie im eigenen Haus unterzubringen.
Die gesamte Haustechnik (Elektrik und Sanitäranlagen, Küche) wurde erneuert. Der Aufzug erschließt das Haus barrierefrei vom Fußweg bis zum Dach. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert, um natürliche Ressourcen zur Energiegewinnung nutzen zu können.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.03.2001