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Bistum Erfurt

Fachschule schliet

Nach 40 Jahren

Erfurt (bip) - Nach mehr als 40 Jahren kirchlicher Ausbildung zur Erzieherin beendet die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik "St. Ursula" in Erfurt ihre Ausbildungstätigkeit. Am Ende eines festlichen Dankgottesdienstes, den Weihbischof Hans-Reinhard Koch am 24. Juli 1998, mit Absolventen, dem Konvent der Ursulinen und zahlreichen Gästen in der Kirche des Ursulinenklosters feierte, erhielten die Teilnehmer des 38. und letzten Kurses ihre Anerkennungsurkunden. Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller dankte allen, insbesondere dem Konvent der Ursulinen, die in über vier Jahrzehnten auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes junge Menschen ausgebildet und geprägt haben, damit sie dieses Menschenbild an andere weitergeben

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Thüringen noch viele katholische Kindergärten und einige Horte und Heime, deren Träger Ordensgemeinschaften, Pfarreien oder die Caritas waren. Nach Gründung der DDR beließ der sozialistische Staat die katechetische und sozialpädagogische Arbeit in diesen Einrichtungen bei der Kirche. Dazu waren ausgebildete Erzieherinnen notwendig

Das "Diözesanseminar für Seelsorgehilfe und Caritas Erfurt" erhielt einen sozial-pädagogischen Zweig, an dem am 29. April 1954 mit der Ausbildung von 25 Schülerinnen zur Erzieherin für Kindergarten, Hort und Heim im kirchlichen Dienst begonnen wurde. Die Lehrkräfte kamen aus dem Konvent der Ursulinen, die vor dem Dritten Reich an ihrer Schule Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen ausgebildet hatten. Der erste Ausbildungskurs dauerte zweieinhalb Jahre. 1971 wurde eine zweijährige Vollzeitausbildung mit Praktika und einem anschließenden Anerkennungsjahr in einer sozialpädagogischen Einrichtung mit Weiterbildung im Seminar eingeführt

Die Fachausbildung am Diözesanseminar orientierte sich nicht an den Inhalten der DDR-Fachschulen. Zum Ziel der Fachausbildung gehörte wesentlich die Bereitschaft, sich in der Kirche zu engagieren und in sozialpädagogischen Einrichtungen, Gemeinden und Familien Kinder im Glauben und zum Glauben zu führen. Der Abschlußwar deshalb in den Jahren der DDR staatlich nicht anerkannt. Trotzdem bewarben sich viele junge Mädchen für die Ausbildung zur Erzieherin im kirchlichen Dienst, weil sie eine gute Fachausbildung wollten, die nicht von den Maximen des DDR-Atheismus geprägt war

Nach der Wende erhielt 1990 das Diözesanseminar die staatliche Anerkennung als "Katholische Fachschule für Sozialpä-dagogik St. Ursula" mit dem Ausbildungsgang Erzieher. Alle bis dahin ausgebildeten Erzieherinnen konnten auf Antrag die staatliche Anerkennung vom Freistaat Thüringen erhalten. Insgesamt absolvierten zwischen 1954 und 1998 in 38 Kursen 912 Schülerinnen und Schüler die Bildungseinrichtung im Ursulinenkloster und erhielten den Abschluß als Erzieher

Das Ende der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an der Fachschule für Sozialpädagogik St. Ursula hängt zusammen mit der rückläufigen Entwicklung der Anzahl der Kinder und einem daraus resultierenden Überangebot von Erzieherinnen, für die es schwer geworden ist, nach ihrer Ausbildung eine Anstellung zu erhalten. In katholischer Trägerschaft werden weiterhin Erzieherinnen an der Fachschule für Sozialpädagogik "St. Elisabeth" in Heiligenstadt ausgebildet

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.08.1998

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