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Bistum Görlitz

Musikalisches Dankeschön

Rußland-Hilfe

Cottbus (leo) - Wenn an einem lauen Sommerabend im Hof der Cottbusser St.-Marien-Kirche Vogelstimmen erklingen, ist das gewiß nichts Ungewöhnliches. Doch wenn nach einigen Takten ein hölzernes Xylophon einsetzt, Balalaikas und Gusli erklingen, schließlich Bajanen und Ziehharmonikas ertönen und dazu russische Kinderstimmen das Publikum verzaubern, so ist das schon etwas Besonderes

Anlaß für das mit einfachen Instrumenten - wie Vogelpfeifen, Löffeln oder Kuhhörnern - gestaltete Konzert am 22. Juli war der Besuch des Kinderensembles "Sadko" aus der Nähe von St. Petersburg. Mit der Musik, die die Fröhlichkeit des russischen Dorflebens ausdrückte, wollten die Kinder sich bei den Cottbussern für die vielen Spenden bedanken, die aus dem gesamten Bistum Görlitz vom Caritasverband der Diözese nach St. Petersburg geschickt wurden. Die dortige Caritas unter der Leitung von Pfarrer Hartmut Kania verteilte die Spenden an Bedürftige

Der aus der aus der Diözese Görlitz stammende Hartmut Kania ist 1991 zunächst für zwei Jahre von der Bischofskonferenz nach St. Petersburg entsandt worden. Bislang sind daraus sieben Jahre geworden, in denen Kania die gesamte Caritas-Organisation und deren karitativen Hilfen ins Leben gerufen hat. Dank der Spenden aus Deutschland können er und seine Helfer jedes Jahr etwa 15 000 Menschen in der Stadt an der Newa mit Hilfsgütern versorgen - 8000 davon alleine durch Spenden aus der Lausitz

Doch der St. Petersburger Pfarrer und dessen Helfer reisen mit der Unterstützung eines orthodoxen Chores und des Kinderensembles nicht nur durch Deutschland, um sich für die Spenden zu bedanken. Sie wollen erneut auf die Not der Menschen in St. Petersburg aufmerksam machen

In der 4,5-Millionen-Einwohner-Stadt betreibt die Caritas ein Gefangenenprojekt und kümmert sich um Heimkinder und Invaliden. Außerdem werden in der Armenküche täglich 500, manchmal fast 1000 Obdachlose mit Essen versorgt. Für sie ist diese Einrichtung in der Newa-Stadt beinahe die einzige Möglichkeit, kostenlos Essen zu bekommen. Obdachlose seien in Rußland "ein Niemand", sagte Hartmut Kania. Sie besäßen dort nicht einmal einen Paß. Für die vielen Tuberkulosekranken unter ihnen entsteht im Rahmen des Renovabis-Programms ein weiterer Versorgungspunkt

Fast alle karitativen Hilfen entstanden aus dem Nichts: Als Pfarrer Kania in St. Petersburg ankam, bestand seine Gemeinde nur auf dem Papier. Die Kirche wurde nach der Enteignung nicht wieder übertragen. Zunächst begann Hartmut Kania, einen Sozialdienst aufzubauen. Mittlerweile besteht dort eine Caritas-Organisation, die St. Petersburg und den gesamten Nordosten Rußlands umfaßt

Leicht ist diese Arbeit jedoch nicht: Der Petersburger Pfarrer klagt vor allem über wachsende bürokratische Hürden, die seine Arbeit erschweren. Durch strengere Zollgesetze sei es nur noch möglich, Altkleider und Schuhe nach St. Petersburg zu schicken. Die Einfuhr anderer Güter sei verboten. Auch die Zollabfertigung verlaufe oft sehr schleppend

Dennoch: Durch die Spenden und die Mithilfe "haben wir in St. Petersburg einen nicht mehr zu übersehenden Caritas-Dienst aufgebaut", sagte Hartmut Kania in seiner Predigt. Er betonte, daß es vor allem durch die vielen Einzelspenden möglich gewesen sei, dies alles aufzubauen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.08.1998

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