Altbischof Braun 50 Jahre Priester
Jubiläum
Paderborn (dw) - Der Magdeburger Altbischof Johannes Braun feiert am 8. August in Paderborn sein 50. Priesterjubiläum. Rund 90 Gäste, darunter der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Magdeburger Bischof Leo Nowak, werden an diesem Tag bei ihm sein
Zukunftspläne hat Bischof Braun acht Jahre nach seiner Emeritierung keine mehr. "Meine Zeit ist vorbei", sagt er ohne Bitterkeit. Obwohl er unmittelbar im Schatten des Paderborner Domes wohnt, führte er in den letzten Jahren ein eher zurückgezogenes Leben. Eine Krankheit machte ihm das Reisen schon vor seiner Emeritierung zunehmend beschwerlich. Deshalb hielt es ihn seither am Schreibtisch, wo er seine Lebenserinnerungen zu Papier brachte
In insgesamt neun Büchern hat er seine Sicht des kirchlichen und politischen Lebens in der DDR festgehalten. Sein gesamtes aktives Priesterleben hatte er in der DDR verbracht, fast die Hälfte der Zeit als Bischof. In Magdeburg baute er das "Norbertus-Werk" auf, in dem spätberufene Priesteramtskandidaten aus der gesamten DDR ihr Abitur ablegen konnten. Federführend war er auch beim Aufbau des Magdeburger Ausbildungsseminars für Seelsorgehelferinnen. Lange Jahre leitete er das Bischöfliche Hilfswerk "Not in der Welt", das die Katholiken in der DDR zur Unterstützung von Christen in Entwicklungsländern gegründet hatten. Er erwirkte Baugenehmigungen für zahlreiche neue Kirchen. Viel Kraft setzte er daran, die Heiligen wieder bekannt zu machen, die in früheren Jahrhunderten auf dem Gebiet des heutigen Bistums Magdeburg gewirkt haben. "Der christliche Glaube braucht Traditionen gelebten Glaubens", ist seine Überzeugung. Bischof Brauns "Magdeburger Heiligenbuch", das 1988 im Leipziger St.-Benno-Verlag erschien, war für ihn ein Mittel, verschüttete Traditionen des Glaubens in der Diaspora neu zu beleben
Vielbeachtet waren Johannes Brauns "Worte zur politischen Situation" in der Wendezeit. Auch über die Grenzen der Apostolischen Administratur Magdeburg hinaus empfanden Katholiken Brauns Aufforderung zur politischen Einmischung als wegweisend
Nach der Wende nutzte der Altbischof die Gelegenheit, seine Stasiakten einzusehen. "Der riesige Aufwand, den das Ministerium für Staatssicherheit betrieben hat, hat sich nicht gelohnt", lautet sein Fazit. Er las kaum Überraschendes, nur wenige Priester und kirchliche Mitarbeiter hätten "geschwatzt" und dabei so gut wie nichts Bedeutendes mitgeteilt. Allerdings sollen gerade von den Akten aus dem kirchlichen Bereich viele vernichtet worden sein
Seine Zeit verbringt der 78jährige nun mit dem Vertrieb und der Bearbeitung von Nachauflagen seiner Bücher. Derzeit entsteht zum Beispiel eine zweite Auflage des 1993 erschienenen Bandes "Katholische Kirche im sozialistischen Staat DDR." Außerdem sortiert er mehr als 30 000 Fotos, die er dem Bistum Magdeburg testamentarisch vermacht hat. Die meisten hat Peter Neuberg aufgenommen, der den Bischof als Fahrer auf vielen Reisen begleitet hat.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.08.1998