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Bistum Erfurt

Zeichen für Treue im Glauben

Hülfensberg-Kreuz

Hülfensberg_Kreuz Wenn die Franziskaner auf dem Hülfensberg am 7. August um 19 Uhr zu einer Gedenkfeier einladen, dann sind die Gedanken ungezählter Eichsfelder bei einem Ereignis im August 1933: Genau am 7. August 1933 wurde auf dem Hülfensberg das Konrad-Martin-Kreuz errichtet. Bruno J. Hebestreit vom "Bekennerkreis ,Dr. Konrad Martin' Eichsfeld" erinnert an die Feier der Einweihung vor 65 Jahren:

Glaubenstreue und standhafte Heimatfreunde waren es, die mit diesem Mahnmal ein Zeichen für Treue und Standfestigkeit im Glauben errichten wollten. Gleichzeitig bekräftigten sie damit das beispielhafte Wirken des aus Geismar im Eichsfeld stammenden Paderborner Bekennerbischofs Dr. Konrad Martin als zeitloses Vorbild im Glaubenskampf der Zeit.

Ausgelöst wurde die Diskussion um die Errichtung eines Ehrenmales im Jahre 1929 aus Anlaß des 50. Todestages von Konrad Martin. Für das Eichsfeld hatten Prälat Robert Heddergott, Pfarrer von St. Ägidien, und Propst Poppe, Pfarrer an Liebfrauen, zu einer Gedenkfeier nach Heiligenstadt eingeladen. In der Festrede, die der vielen noch bekannte Franziskanerpater Edwin Montag hielt, regte dieser den Bau eines Denkmals für den großen Sohn des Eichsfeldes an. Die Anregung fand schnell Freunde. Besonders begeisterte sich der Bundesvorsitzende der Eichsfelder Vereine, Rektor Robert Siebert aus Gelsenkirchen, für den Plan. Immer wieder warb er für ein Konrad-Martin-Denkmal.

Nach langen Verhandlungen und vielen Vorschlägen einigte man sich über das Aussehen des Denkmals: Auf dem Hülfensberg, dem Heiligtum der Eichsfelder, sollte ein großes Leuchtkreuz entstehen. Am Fuße des Hülfensberges liegt auch Geismar, der Geburtsort von Konrad Martin. Bischöfe und Repräsentanten des Eichsfeldes und der Vereine veröffentlichten im September 1931 einen Aufruf an alle Eichsfelder, diese Idee mit Spenden zu unterstützen. Kaum waren zwei Jahre vergangen, da war - getragen von Begeisterung und gefördert durch viele Spenden - das Werk vollendet. Nun konnte das Zeichen des Glaubens, ein leuchtendes Mahnmal, eingeweiht werden.

Errichtet worden war das Kreuz an der Nordseite des Berges, von der man eine herrliche Aussicht über das südliche Eichsfeld genießen kann. Es steht auf einer Plattform von acht mal fünf Metern. Fast 19 Meter hoch ist die Stahlkonstruktion des Kreuzes, das mit Kupferblech ummantelt ist. 64 elektrische Glühbirnen von je 60 Watt bringen das Kreuz - zehn Meter hoch und sieben Meter breit -zum Leuchten. Der untere Teil des Kreuzes ist unbeleuchtet.

Die Weihe des Konrad-Martin-Kreuzes auf dem Hülfensberg war der Höhepunkt der Bundestagung der Eichsfelder Vereine, die vom 5. bis 7. August 1933 in Leinefelde stattfand. Ein Sonderzug brachte ungezählte Landsleute von Leinefelde nach Geismar. Als der Zug gegen 17 Uhr in Geismar eintraf, war das festlich geschmückte Dorf bereits überfüllt mit Menschen. Gegen 18 Uhr traf die Prozession auf dem Platz vor dem Geburtshaus von Konrad Martin ein. Kurz zuvor hatte der Fuldaer Generalvikar Günther am ewigen Licht der Geismarer Pfarrkirche St. Ursula eine Fackel entzündet, von der weitere Fackeln entzündet wurden. Es war ein feierlicher Augenblick, als dann - während die Fackelprozession bergwärts zog und die erste Station des Kreuzweges erreichte - plötzlich das Konrad-Martin-Kreuz aufleuchte.

Langsam zog sich die Lichterkette den Berg empor; von den umliegenden Berghügeln loderten Holzfeuer auf, und die Frauen von Geismar bildeten auf dem Friedhof des Dorfes mit Kerzen ein Kreuz. Oben auf dem Berg angekommen, beendeten die Pilger mit einer kurzen Andacht in der Wallfahrtskirche den Tag. Als sich der Sonderzug wieder in Bewegung setzte, grüßte noch immer das neue, leuchtende Wahrzeichen vom Hülfensberg.

Der Montag stand ganz im Zeichen der Einweihung des Kreuzes, dessen erstes Aufleuchten am Vortag Tausende in seinen Bann gezogen hatte. Schon am frühen Morgen kamen die Pilger zum Berg hinauf. In den Straßen von Geismar drängten sich die Besucher. Wieder zog eine Prozession den Stationsweg auf den Hülfensberg hinauf. Trotz der Hitze, die an diesem Tage herrschte, war das Plateau des Berges mit Pilgern dicht gefüllt. Bevor das feierliche Pontifikalamt vor der Franziskusgrotte begann, wurden die Gäste begrüßt: Aus Hildesheim war Bischof Bares gekommen, aus Fulda Generalvikar Günther und aus Paderborn Weihbischof Baumann.

In der Festpredigt ging Weihbischof Baumann auf besondere Schwerpunkte im Wirken von Bischof Konrad Martin ein: Sorge um den Klerus, Treue zur Kirche, Verbundenheit zum Papst. Weihbischof Baumann erinnerte an die Standhaftigkeit des Bekennerbischofs im Kulturkampf, seine Verurteilung, Verhaftung, Gefangennahme und Verbannung. Baumann: "Nun soll das Kreuz auf Bergeshöhe, wie ihm im Leben das Kreuz ständiger Begleiter war, der Nachwelt vom apostolischen, glaubensbegeisterten Bischof Konrad Martin erzählen. Zeuge soll es aber auch sein von der Eichsfelder Treue zum Glauben."

Nach der Predigt gingen die Pilger, Priester, Bischöfe und Gäste - gekommen waren Vertreter der Regierung und Abgeordnete des Eichsfeldes - zum Kreuz, das durch Generalvikar Günther im Auftrage des Bischofs von Fulda seine Weihe erhielt. Der Generalvikar erinnerte noch einmal an die Bedeutung des Geschehens: "Es ist ein glücklicher Gedanke heimattreuer Eichsfelder gewesen, ihrem großen Landsmann auf dieser Bergkuppe ein Denkmal zu setzen." Das Konrad-Martin-Kreuz sei ein Ehrenmal, das Glaube, Liebe und Treue geschaffen hat. Ein Denkmal sei es, "das Gestalt und Sinn aus dem Heiligen Jahr 1933 erhalten habe, in dem wir das Symbol unserer Erlösung in Jesus Christus feiern."

Nach der Weihe und dem Gebet für die, die die Errichtung des Kreuzes ermöglicht hatten, übergab der Bundespräsident der Eichsfelder Vereine, Rektor Siebert, das Kreuz an die bischöfliche Behörde und in die Obhut der Franziskaner des Hülfensberges. Zur Erinnerung wurde in die Kreuzspitze eine Urkunde eingefügt. Der lateinische Text lautet ins Deutsche übertragen: "Im Namen des allmächtigen und allgütigen Gottes, des Schöpfers aller Dinge, wurde im Heiligen Jahre 1933, am 7. August, das Konrad-Martin-Kreuz auf dem Hülfensberge durch den Generalvikar Günther in Vertretung des Bischofs von Fulda eingeweiht."

Ein Gottesdienst mit dem Erfurter Weihbischof Hans-Reinhard Koch anläßlich der Errichtung des Kreuzes vor 65 Jahren findet am 7. August (19 Uhr) auf dem Hülfensberg statt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.08.1998

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