Angst vor dem Unbekannten
Hospizdienst
Grlitz (fun) - Schuld daran sei die Grenzlage. Grlitz liege eben etwas abgeschieden. Viele junge Leute ziehen weg. Meistens wegen der Arbeit. Zurck bleiben vereinsamte alte Menschen. Elisabeth Lorenz kennt dieses typische Grlitzer Problem und wird bei ihrer Arbeit im Christlichen Hospizdienst oft damit konfrontiert. Sie und die anderen 15 ehrenamtlichen Helfer des ambulanten Hospizdienstes kmmern sich oft um die Menschen, die whrend ihrer Krankheit und sogar im Sterben allein sind.
"Bisher haben wir fnf Menschen begleitet", berichtet Elisabeth Lorenz ber die Grlitzer Hospizarbeit. Bisher - das bedeutet in dem halben Jahr, seit der Christliche Hospizdienst in Grlitz seinen Dienst aufgenommen hat. Zu Ostern begann der Hospizdienst - der unter der Trgerschaft von Caritasverband, Diakonischem Werk und dem Malteser Hilfsdienst steht - mit der Betreuung von hilfsbedrftigen Menschen. Der Grundstein zu dieser Initiative wurden 1996 whrend der "Woche fr das Leben" gelegt. In dieser Zeit wurde das Sterben und die Begleitung Sterbender thematisiert. Menschen, die dieses Thema ansprach, fanden sich zusammen und bemhten sich darum, in Grlitz einen ambulanten Hospizdienst aufzubauen.
Im Januar 1998 begann der erste und bisher einzige vierwchige Vorbereitungs-Kurs fr Hospizhelfer. Daran nahmen nicht nur Menschen aus sozialen Einrichtungen - wie Krankenhusern oder Altenheimen - teil, sondern auch solche, die aus eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauer zu einem menschenwrdigem Sterben beitragen wollten. So gibt es momentan 16 Ehrenamtliche aus allen Alterschichten. "Unsere ƒlteste ist 68 Jahre und unsere Jngste gerade erst 17 Jahre alt", erzhlt Elisabeth Lorenz, die fr die Ausbildung der Hospizhelfer verantwortlich ist. Neben ihr gibt es noch weitere Ansprechpartner: Einen Sprecherrat mit Vertretern der drei Trger-Verbnde und einen Seelsorger.
An sie wenden sich die Mitarbeiter von den Sozialstationen, wenn Hospizarbeit gebraucht wird. "Durch einen Besuch und Gesprche mit den Pflegern, Angehrigen oder Freunden suche ich den passenden Helfer aus", erzhlt Elisabeth Lorenz ber die praktische Seite der Hospizarbeit. So schlo sich an den Ausbildungs-Kurs im Frhjahr diesen Jahres die erste Begleitung an.
Trotz der Motivation der Helfer, wird das Angebot noch zaghaft angenommen. "Wir mssen der Sache eben einfach noch ein bichen Zeit geben", ist Elisabeth Lorenz Erklrung. Doch die Anerkennung ihrer Arbeit wollen die Hospizhelfer nicht ganz dem Zufall berlassen. Durch Gesprchsabende und offene Veranstaltungen wollen sie sich mit ihrer Arbeit bekannt machen.
An dem mangelnden Bekanntheitsgrad liegt es nicht allein. Lorenz: "Oftmals haben die Leute gegenber dem Hospizdienst Vorurteile, weil sie nicht wissen, was das eigentlich ist." "Ziel des Hospizdienstes ist es, den Schwerkranken und Sterbenden beizustehen, den Angehrigen neben den ambulanten Pflegediensten beizustehen und damit den Sterbenden ein menschenwrdiges Sterben vorrangig in der huslichen Umgebung zu ermglichen" - lautet die formelle Definition. Und darin wird auch ein Wunsch der Hospizhelfer ausgedrckt: "Wir wollen ermglichen, da viel mehr Menschen zu Hause sterben knnen. Oftmals ist es so, da in letzter Minute die Angehrigen bezweifeln, ob nicht doch noch etwas getan werden kann und befrworten eine Verlegung ins Krankenhaus."
ber diese und andere Themen, die sie bewegen, redet die kleine Hospizhelfergruppe bei ihren monatlichen Treffen bei den Grlitzer Maltesern. "Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und reden auerdem ber ein bestimmtes Thema, beispielsweise ber rechtliche Probleme oder ,Wie beginne ich ein Gesprch?'", erzhlt Elisabeth Lorenz. Die monatlichen Treffen reichen jedoch nicht aus. "In nchster Zeit wollen wir die Betreuung der Hospizhelfer intensivieren", so Elisabeth Lorenz ber die weiteren Plne.
Am 4. September ist jedoch erst einmal ein weiterer Info-Abend geplant. Pater Wolfgang Schnberg aus Halle wird ab 19.30 Uhr unter anderem zu dem Thema ",Der Gedanke an Sterben, Tod und Trauer nicht verdrngt'" sprechen. Veranstaltungsort in Grlitz ist das Haus Wartburg, Johannes-Wsten-Str. 2.
Kontaktadresse: Christlicher Hospizdienst Grlitz, Caritasverband Grlitz, Wilhelmsplatz 2 in 02826 Grlitz.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.08.1998