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Hier hausten Frsten und Wlfe

Am Wegesrand (4)

Auf halber Strecke zwischen Leipzig und Cottbus liegt an der Bundesstraße 87 die Klosterkirche Doberlug. Die dreischiffige Backstein-Basilika gehrt zu den frühesten gewölbten Kirchen östlich der Elbe, neben Lehnin und Chorin gilt es als bedeutendster Backsteinbau der Zisterzienser.
Markgraf Dietrich von Landsberg und von der Oberlausitz hatte das Kloster als Tochtergrndung des Zisterzienserklosters Volkenroda im 12. Jahrhundert gestiftet. Schon nach wenigen Jahrzehnten waren die Mnche zu Reichtum und Landbesitz gelangt. Gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts reichte das Einflugebiet des Klosters von der Elbe bis nach Senftenberg, im Norden bis nach Luckau.
Von den Originalbauten der Zisterziensergrndung ist jedoch nur wenig erhalten. Eine turbulente Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen: Der Hussiteneinfall im Jahre 1431, Beschdigungen im 30jhrigen Krieg, im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgehoben und in ein Jagdschlo umgewandelt, als Kauf- und Tauschobjekt hin- und hergeschoben, verpfndet und als Steinbruch fr Baumaterial verwendet.
Im Prager Burgarchiv sind Aussagen von Bewohnern des Doberluger Nachbarortes Kirchhain aus dem 16. Jahrhundert festgehalten: "Die Gersdorfer Herren haben alle Altre aus der Kirche gerissen. Sie haben nur den Hochaltar stehen lassen, aber unter ihm einen Wolfszwinger eingerichtet. Die obere und untere Sakristei wurde zum Gefngnis umgebaut, desgleichen eine der Kapellen. Der Kreuzgang wurde Folterkammer, die Konventrume Ochsen-stlle ä" Was vom Kloster geblieben ist, war zu DDR-Zeiten Kaserne der Nationalen Volksarmee.
Die Kirche wurde als Schlokirche der schsischen Kurfrsten und als evangelische Pfarrkirche im Jahre 1676 wieder eingeweiht. Seither erlebte das Gotteshaus, das noch heute von der evangelischen Kirche genutzt wird, mehrere Umgestaltungen, die letzte bedeutende zu Beginn unseres Jahrhunderts. Im Sinne der Stilvorstellungen jener Zeit wurde damals versucht, eine Synthese der mittelalterlichen und der barocken Gestaltung zu erreichen. Einige bedeutende Kunstwerke sind bei der letzten groen Umgestaltung neu hinzugekommen, darunter, ursprnglich aus der Senftenberger Kirche stammend, in der Sakristei ein kleiner Flgelaltar aus der Zeit um 1490, der die Passion Jesu veranschaulicht, im Chorraum der Marien-Hochaltar und ber dem westlichen Ausgang im Sdschiff eine Mondsichel-Madonna.
Auf den ursprnglichen Kirchbau deutet der mosaikartig gestaltete mittelalterliche Ziegelfuboden im Chor hin. Aus verschiedenfarbigen und unterschiedlich geformten Tonplatten ist ein sich kreuzendes Ornamentband gefertigt, in dessen Schnittpunkt eine groe Rosette mit mehrfach wiederkehrendem Lilienmotiv liegt. Die Reste des Fubodens hatte man whrend der Renovierung vor 90 Jahren entdeckt. Fehlende Teile konnten ergnzt werden, weil sich in der Kirche des benachbarten Schnborn Wandmalereien mit einem ebensolchen teppichartigen Muster befanden.
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Unter dem Titel "Doberlug: Klosterkirche St. Marien" ist im Kunstverlag Peda ein kleiner Fhrer erschienen (ISBN 3-89643-073-4).

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.08.1998

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