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Bistum Görlitz

Ein Wappen mit Geschichte

Familienerinnerung

Cottbus (ks) - Touristen stehen erstaunt vor dem kunstvoll restaurierten Wappen "Atelier Metzner" an der Fußgängerzone Schloßkirchplatz im Cottbusser Stadtzentrum. Denn von einem Fotoatelier ist weit und breit nichts zu sehen. Ein weiteres Detail, das so gar nicht dazu zu passen scheint, verwundert den Besucher ebenfalls: die Innschrift des Wappens "Nihil absque Deo" - "Nichts außer Gott"

Der Cottbusser Bürgermeister Bernhard Neisener, Urenkel dieses "Königlichen Hofphotographen Metzner", hatte sich beim Um- und Ausbau des einstigen großelterlichen Besitzes in der Nachwendezeit für die original- getreue Wiederherstellung des Wappens eingesetzt. - So erzählt es dessen Mutter Katharina Heine

Sie erinnert sich gern an die mit dem Wappen verbundene Geschichte: Ihr Großvater Carl Metzner wurde 1849 in Trebnitz (Schlesien) geboren und kam nach seiner Heirat 1876 von Neisse in Schlesien nach Cottbus. In einer Zeit, in der die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte, gründete er hier sein Foto-Atelier. Im Jahre 1897 gewann Carl Metzner dann auf einer Fotoausstellung in Hannover den ersten Preis, erinnert sich Katharina Heine. Daraufhin wurde ihm der Titel "Königlicher Hofphotograph seiner Königlichen Hoheit des Fürsten von Hohenzollern" verliehen. Danach entstand das Wappen. Was Katharina Heines Großvater dazu bewog, mit dem Wappen seine religiöse Einstellung zu erkennen zu geben, ist nicht mehr zu ergründen. "Ganz sicher sollte kein besonderer Akzent gegenüber seinem Nachbarn gesetzt werden, der Logenmeister der Cottbusser Freimaurer war. Das lag der Familie nicht", erinnert sich Katharina Heine

Bis zu seinem Tod im Jahr 1923 betrieb Carl Metzner das Atelier. Danach übernahmen seine Ehefrau Maria bis zu ihrem Tod 1927 und danach bis 1945 die beiden Töchter Hedwig und Maria das Geschäft. Sie alle lebten treu nach dem väterlichen Wappenspruch

Daß die Familie Carl Metzner engen Kontakt zum Pfarrhaus und der Gemeinde pflegte, geht aus einem weiteren Familien-Kuriosum hervor: Katharina Heine zeigt belustigt das "Schweinealbum" ihres Großvaters. Besuchern seines Hauses legte er ein Schulheft vor und sie mußten mit verbundenen Augen ein Schwein zeichnen. So finden sich das blind gemalte Schwein vom damaligen Pfarrer Arlt, seinem Kantor Stelzer, dem Schulrektor der katholischen Schule Otto und weiteren Freunden und Besuchern der Familie

Die vielen Details und Facetten des Familienlebens kamen bei Gesprächen an langen Abenden zum Vorschein. So sind bis heute viele Porträts und Ansichten aus dem alten Cottbus und dem Park des Fürsten Pückler aus dem vorigen Jahrhundert, die heute sehr begehrt sind, im Besitz der Familie. Ebenso gibt es Metzner-Fotos von der Innenansicht der Kirche zum Guten Hirten. Und eben diese Episode eines Geschäfts-Wappens an der Cottbusser Schloßpassage

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.08.1998

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