Wiederaufbau beginnt jetzt
Kloster Helfta
Eisleben (kna) - Am 1. September beginnt der Wiederaufbau des im 16. Jahrhundert zerstörten Klosters Helfta in Eisleben. In einem ersten Bauabschnitt, der jetzt in der Lutherstadt vorgestellt wurde, soll bis Ende 1999 die Klosterkirche wiederhergestellt werden sowie ein Konventsgebäude, ein Kreuzgang und ein Gästehaus entstehen. Vier bis sechs Zisterziense-rinnen werden nach Abschluß der Arbeiten in dem Kloster leben und arbeiten
Nach Angaben des Beauftragten des Bistums Magdeburg für den Wiederaufbau des Klosters, Willi Kraning, sind dafür zwölf Millionen Mark vorgesehen, die durch Spenden und Sponsorengelder finanziert werden sollen. Rund sieben Millionen Mark seien bereits gesammelt worden, zudem seien 38 ABM-Stellen bewilligt worden. Das Kloster Helfta war in seiner Blütezeit ein Zentrum mittelalterlicher Frauenmystik und beherbergte unter anderem Gertrud die Große, Mechthild von Magdeburg und Mechthild von Hackeborn
Der Schirmherr des Wiederaufbaus, der Magdeburger Bischof Leo Nowak, sagte, er erhoffe sich von dem Kloster einen geistlichen Impuls für die Frauen heute und die ganze Gesellschaft. Die Menschen brauchten nicht nur Geschäftshäuser, sondern auch "Oasen der Seele". Die Tradition der "heiligen Frauen von Helfta" werde ähnlich wie die Lutherstätten viele Pilger und Touristen in die Region führen. Schon vor Martin Luther hätten christliche Frauen an diesem Ort Gott in den Mittelpunkt gestellt
Die Äbtissin der Zisterziense-rinnen-Abtei Seligenthal im bayerischen Landshut, Schwester Assumpta Schenkl, die zum künftigen Konvent gehört, sagte, es sei ihr eine "große Freude", den Ort der heiligen Gertrud wieder zum Leben zu erwecken. Sobald wie möglich solle in Helfta Gästen die Möglichkeit gegeben werden, in dem Kloster auf Zeit zu leben und Kurse zu besuchen
Ordensleben gab es in Helfta zuletzt vor 500 Jahren. Das Kloster wurde 1229 gegründet. Im 14. Jahrhundert lebten dort rund 200 Ordensfrauen.1342 wurde das Kloster erstmals zerstört. 1525 ging es schließlich in den Wirren der Bauernkriege ganz unter und geriet in Vergessenheit. Später war die Anlage preußische Staatsdomäne und DDR-Volksgut. Der "Verband der Freunde Helftas" kaufte das Kloster 1994 mit Hilfe des Bistums Magdeburg für rund 1,4 Millionen Mark von der Treuhand und initiierte den Wiederaufbau. Nach Angaben Kranings sind in einem zweiten Bauabschnitt ein Handwerkerhof und Ausbildungsstätten für Behinderte geplant
Spendenkonto des Bistums Magdeburg: Kloster Helfta, Konto-Nummer 20 500 600 bei der Bank für Kirche und Caritas Paderborn (BLZ 472 603 07)
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.08.1998