Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Magdeburg

Politiker an Taten messen

Wahlaufruf

Als Katholikenrat Magdeburg und Diözesantag Paderborn blicken wir auf gemeinsame Erfahrungen vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands zurück. Wir möchten deshalb durch diesen Wahlaufruf gemeinsam dazu ermuntern, Einfluß auf die Gestaltung der zukünftigen Politik in unserem Land und darüber hinaus zu nehmen

In Verantwortung vor Gott und den Menschen (vgl. Grundgesetz) sind wir Christen aufgerufen, entgegen aller aktuellen Resignation und Staatsverdrossenheit, für unser Gemeinwesen und die nachfolgenden Generationen von unserem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Dabei bitten wir die Wahlberechtigten, sich in der Zeit bis zur Wahl nicht von populistischen Formulierungen, Versprechungen und Programmen blenden zu lassen, sondern Parteien und Politiker/innen kritisch zu prüfen und an ihren bisherigen Taten zu messen. Geben Sie durch Ihre Teilnahme an der Wahl rechten und linken Extremisten keine Chance

In der gegenwärtigen Situation unseres Landes und bestärkt durch das Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage, halten wir es für unerläßlich, in der Bundespolitik folgende Problemfelder besonders in den Blick zu nehmen und einer kritischen Prüfung zu unterziehen:

Arbeitslosigkeit: Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit ist ein Skandal. Gerechte Verteilung von Bildung, Ausbildung und Erwerbsarbeit für alle, Abbau von Überstunden, die Schaffung von Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit und die Erprobung neuer Arbeitszeitmodelle muß Ziel der Politik in der kommenden Zeit sein

Schutz der Familie und des Lebens: Werdendes Leben ist ausreichend zu schützen. Kinder dürfen kein Armutsrisiko sein. Wir erwarten unbedingt familienfreundliche Erwerbsarbeit durch flexible Arbeitszeitgestaltung und eine familiengerechte Steuerreform

Soziale Gerechtigkeit: Wir fordern soziale Gerechtigkeit, Schutz vor Armut sowie die Teilhabe aller am Reichtum der Gesellschaft

Solidarität in der "Einen Welt": Für uns Christen wählbare Kandidatinnen und Kandidaten sollten mit aller Kraft dafür Sorge tragen, daß die Menschen auf der ganzen Erde eine menschenwürdige Mindestversorgung erfahren, die sie möglichst durch eigene Arbeit verdienen können. Die öffentlichen Entwicklungsleistungen müssen auf 0,7% des Bruttosozialproduktes (gemäß der UN-Resolution von 1970) schrittweise erhöht werden

Bewahrung der Schöpfung: Noch viele nachfolgende Generationen sollen von den Ressourcen unserer Erde leben können

Wertorientierung in einer weltoffenen Gesellschaft: Unsere pluralistische Gesellschaft braucht den konstruktiven Beitrag eines christlichen Menschen- und Weltbildes und zugleich die Offenheit für Anregungen anderer Kulturen und Religionen. Die Fremden unter uns sind Herausforderung und Bereicherung; sie haben das gleiche Lebensrecht wie wir

Wir rufen nochmals alle Bürgerinnen und Bürger im Bereich unserer Bistümer auf: Nehmen Sie an der Bundestagswahl teil, denn: Wählen ist Gewissenspflicht!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.09.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps