Neues Gemeindezentrum im Herzen der Stadt
Gera
Gera (jk) - Wo zur Zeit noch ein paar alte Garagen stehen und sonst nur eine freie Fläche und Baustelle ist, bewachsen mit Unkraut und Gestrüpp, soll in drei Jahren die neue Sankt-Elisabeth-Kirche die Menschen in Gera zum Gottesdienst einladen. Die alte Sankt-Elisabeth-Kirche sollte seit 1990 generalsaniert werden. Aber die Bausubstanz des 134 Jahre alten, ursprünglich als Fabrik gebauten Gebäudes ist so kaputt, daß ein Neubau preiswerter ist. Nun konnte die Kirchengemeinde ein Grundstück kaufen, das kaum hundert Meter Luftlinie von der alten Kirche entfernt ist. Auf dem neuen Kirchengelände steht eine alte, denkmalgeschützte Villa. Sie wird bis zum Jahr 2000 zum neuen Pfarrgemeindezentrum umgebaut. Der Neubau der Kirche ist zwar geplant, aber ein Baumodell gibt es noch nicht
Deshalb wurde jetzt ein Architektenwettbewerb ausgerufen. Neun Architektenbüros sind der Einladung, ein Kirchenmodell zu entwickeln, gefolgt. Zu einer Baustellenbesichtigung und einer Gesprächsrunde lud Pfarrer Klaus Schreiter jetzt zusammen mit der Jury und den Prüfern ein. Das Architekturbüro Görstner aus Saalfeld organisiert den Wettbewerb
Pfarrer Schreiter erklärte bei diesem Treffen, was sich die Gemeinde mit ihren 4000 Mitglieder von ihrer neuen Kirche wünscht: "Eine Kirche ist mehr als ein Zweckbau und unsere Gemeinde hat ihre Frömmigkeit." Es sei wichtig, daß die Architekten dieses bei der Entwicklung ihrer Modelle beachten. In den Ausschreibungsunterlagen steht zum Beispiel, daß die Gestaltung des Kircheninneren als Sakral- und Gottesdienstraum Vorrang vor der architektonischen Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes der Kirche hat
Pfarrer Schreiter erklärte den Architekten, was es bei diesem Kirchenbau alles zu beachten gibt: Die Geschichte und das Wesen der heiligen Elisabeth, deren Namen auch die neue Kirche tragen wird, sollen bei der Modellgestaltung ebenso berücksichtigt werden wie genügend Platz für Beichtgelegenheit und Taufbecken
Vom Kirchenraum selber wünschen sich die Auftraggeber, daß er "ein Raum des Lichts, der Erwartung, des Ausblickes" sein soll. Wichtig ist Pfarrer Schreiter, daß sich die Architekten beim Modellentwurf an Fragen orientieren, wie "Was ist Kirche?", "Wie werden wir in einer Stadt gesehen, die nur 15 Prozent Christen hat?" und "Was haben wir für Vorstellungen vom Glauben unserer Zeit?"
Auch sonst gibt es beim zu entwickelnden Kirchenmodell viel zu beachten. Ein behindertengerechter Zugang, eine Empore, die Platz für Orgel und Kirchenchor bietet, variabel angeordnete Sitzplätze, um einen Hörsaaleindruck zu verhindern, der Altarraum als Zentrum der Kirche, eine Spielmöglichkeit für die Kinder im Freien und ein Raum für privaten Anbetung und Meditation sind nur ein paar Beispiele
Pfarrer Klaus Schreiter versprach den Architekten, daß er jederzeit für theologische Fragen zur Verfügung stehe. Am 16. November ist dann der "Tag der Jury". Dort wird entschieden, welches Architekturbüro mit seinem Kirchenmodell den Zuschlag kriegt. Anschließend werden alle Kirchenmodelle ausgestellt. Bis dann der erste Gottesdienst in der neuen Sankt- Elisabeth-Kirche gefeiert werden kann, werden aber noch über zwei Jahre vergehen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.09.1998