Sorben, deutsche Einheit und KAB

Cottbus (uc/tdh) - Seit mehreren Jahren schon kümmert sich die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung von Cottbus um Reisegruppen, die von KAB-Ortsverbänden aus den Bistümern Speyer, Aachen und Münster vor allem wegen der Sorben in die Niederlausitz kommen

"Sorben sprechen fließend deutsch, sie besitzen deutsches Wahlrecht und deutsche Pässe - aber sie sind keine Deutschen! Führer und Generalsekretäre haben versucht, ihnen die Luft abzudrücken - mal im Würgegriff, mal in der Umarmung". So liest man es im Vorwort einer der vielen Schriften, die seit der Wende in wachsender Zahl über das kleine Volk erschienen. Etwa 60 000 leben heute noch entlang der Spree, einige Tausend davon im Bereich des Bistums Görlitz. Von slawischen Stämmen, die zur Zeit der Völkerwanderung in die Region zwischen Ostsee und Erzgebirge kamaen, sind sie übrig geblieben

In dem relativ geschlossenen Raum der katholischen Oberlausitz, einem Dreieck zwischen Bautzen, Kamenz und Wittichenau, leben mehr als 15 000 sorbische Katholiken. Von den neun Pfarrgemeinden mit etwa 85 Dörfern oder Ortsteilen gehört nur der nördliche Teil zur Diözese Görlitz. Die gegenwärtige Sächsische Landesausstellung im 750jährigen Kloster St. Marienstern zeigt sehr anschaulich, wie dieses Gebiet über die Jahrhunderte hinweg seinen Glauben unverändert bewahrt hat

Ganz anders ist die Situation in der Niederlausitz. Nachdem die Klöster Dobrilugk und Neuzelle zu Beginn des 13. Jahrhunderts viel dazu beigetragen hatten, daß die hier siedelnden slawischen Stämme christianisiert wurden, wandten sich diese unter dem starken Einfluß der Reformation später dem protestantischen Glauben zu. Um Cottbus herum und im Spreewald, wo Sorben heute in den Dörfern einträchtig zusammen mit rein deutschen Bewohnern leben, bezeichnen sie sich - wie schon vor DDR-Zeiten - vorwiegend wieder selbst als Wenden

Heute zeigen uns die Medien, vor allem in der österlichen Zeit, das Osterreiten der katholischen Sorben, bunte Ostereier und Trachten, aber auch die Faschings- und Erntebräuche der Wenden in der Spreewaldregion. All dies können die KAB-Gäste kennenlernen. Die Cottbuser Freunde müssen recht gute Gastgeber sein, denn allein aus Münster waren in diesem Jahr schon sechs Reisegruppen da!

Meist wohnen sie für eine knappe Woche im Cottbuser St.-Johannes-Haus. Mitglieder des KAB-Ortsverbandes zeigen ihnen die sorbischen Heimatstuben, die wendischen Dörfer um Cottbus und sie vermitteln Seminarvorträge im Haus der Domowina, der sorbischen Dachorganisation. Hier ist Frau Lenka Theurich als Mitarbeiterin tätig. Eine katholische Sorbin, aus der Oberlausitz gebürtig. Kaum jemand anderes könnte besser als sie die Eigenarten, Unterschiede, aber auch das Gemeinsame der Obersorben in Sachsen und der Niedersorben in Brandenburg den Besuchern nahebringen

Auch der Beauftragte des Oberbürgermeisters für sorbisch-wendische Angelegenheiten in der Stadtverwaltung Cottbus nimmt sich die Zeit, um über die Sorbenstiftung oder den Staatsvertrag mit den beiden Bundesländern zu informieren. Und Abstecherfahrten in die Oberlausitz und zur Wallfahrtskirche im ehemaligen Kloster Neuzelle vermitteln Einblicke in den lebendigen Glauben der Sorben und in deren Geschichte ihrer Bekehrung

Jedesmal gab es danach ein bedauerndes Abschiednehmen, weil die Tage in der Lausitz immer viel zu schnell vergehen. Doch die freundschaftlichen Bande zwischen den KAB-Verbänden werden immer enger. "Die Einheit Deutschlands mit Leben erfüllen" - die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung bemüht sich erfolgreich darum, daß diese Worte der Bischöfe nicht nur Absichtserklärung bleiben. Viele gute Gespräche und Freundschaften gab es durch solche Reisen schon. Und im Oktober kommt die siebente Reisegruppe aus Münster - nicht nur wegen der Sorben, auch wegen der KAB in Cottbus