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Bistum Magdeburg

Von alten Kunstbeschaffern und jungen Künstlern

Christlicher Kunstverein

Magdeburg (dw) - Den Austausch zwischen christlichen Künstlern in Ost und West wollte der Magdeburger Ordinariatsrat Ulrich Berger fördern, als er vor drei Jahren den Vorsitz des Vereins für Christliche Kunst in den Bistümern der Kirchenprovinz Paderborn übernahm

Anfang September hielt der Verein seine zweijährliche Generalversammlung erstmals im Magdeburger Roncalli-Haus. Ein Austausch fand nicht nur in zahllosen Gesprächen zwischen Künstlern, Architekten und kirchlichen Kunstförderern über Lebensgeschichten in der DDR und der Bundesrepublik statt, sondern auch auf künstlerischer Ebene

Für eine Ausstellung im Saal der Propstei hatten zwölf Künstler ihre sehr unterschiedlichen Werke zur Verfügung gestellt, um darüber untereinander und mit Magdeburger Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Besucher bedauerten, daß die sehenswerte Ausstellung nur einen Tag lang geöffnet war

Der Wernigeröder Künstler Günter Grohs war zum Beispiel mit farbigen Glasfenstern vertreten, Christof Grüger aus Schönebeck mit Wandteppichen und einem Betonglasfenster. "Wege zur Mitte" hieß eine Bilderfolge der Paderborner Künstlerin Ingrid Moll-Horstmann, die sie aus farbig bemalten, aufeinander geschichteten Holzstücken gestaltet hatte. Der Thüringer Bildhauer Thomas Kretschmer stellte seine Serie "Engel" vor, darunter ein "Schutzengel", den er aus einem ausgehöhlten Baum herausgearbeitet hatte. Einige der Künstler sind auch im aktuellen Band der Reihe "Alte und neue Kunst" vertreten, die der Verein für Christliche Kunst seit vielen Jahren herausgibt

Bereits 1852 war in der Diözese Paderborn ein erster Verein für christliche Kunst gegründet worden, der allerdings 15 Jahre später wieder in der Versenkung verschwand und erst 1949 wiedergegründet wurde. 1948 hatte der damalige Caritasdirektor für den Südteil des heutigen Bistums Magdeburg, Franz Wüstefeld, gemeinsam mit dem Studentenpfarrer Hugo Aufderbeck einen überkonfessionellen Kreis christlicher Künstler für das gesamte Gebiet der sowjetischen Besatzungszone ins Leben gerufen. Gemeinsam mit seiner Cousine hatte Franz Wüstefeld in den Nachkriegsjahren in Halle die Gelegenheit, sich eine beachtliche Kunstsammlung aufzubauen. Der Einmarsch der russischen Besatzer und später die Bodenreform zogen jeweils große Fluchtwellen nach sich. Vor der überstürzten Abreise versuchten viele, zu niedrigen Preisen alles zu verkaufen, was sie nicht mitnehmen konnten, darunter auch Kunstwerke

Als der Paderborner Kardinal Lorenz Jaeger bei einem Halle-Besuch Wüstefelds Sammlung sah, beauftragte er ihn, auch für die Diözese Kunstwerke zu erwerben. "Soviel ist zerstört worden, kaufen Sie ohne Rücksprache alles, was Sie für richtig halten, nur teuer darf es nicht sein!" lautete der Auftrag an den Sohn eines Eichsfelder Kirchenmalers. 800 bis 900 Kunstwerke hat er nach eigener Schätzung im Laufe der Jahre in der eigenen Kunstwerkstatt restauriert. Bis heute ist Prälat Wüstefeld, der seit 1950 in der Bundesrepublik lebt, "Kunstbeschaffer" für die Diözese Paderborn. Unter anderem hat er die mainfränkische Liborius-Statue besorgt, die in der Kapelle des Roncalli-Hauses steht, ein Geschenk der Paderborner an ihr Tochterbistum

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.09.1998

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