... am 6. Dezember 1952
Damals...
Der Tag des Herrn berichtete über die Erfurter Herbstwallfahrt:
Rund 25 000 Gläubige aus ganz Thüringen waren es, die sich am letzten September-Sonntag in Erfurt trafen, um auch in diesem Jahr in festlicher Weise die traditionelle Wallfahrt zum Mariendom zu halten. Die Wallfahrt war in diesem Jahre - ursprünglich wegen des Katholikentages nicht vorgesehen - doch noch angesetzt worden, um den immer zahlreicher geäußerten Wünschen besonders der Gläubigen nachzukommen, die nicht in Berlin dabei sein konnten
So hatte die diesjährige Wallfahrt das Ziel, die großen Gedanken des Katholikentages weiterzuführen und auch in die hineinzutragen, die das unvergeßliche Geschehen der Berliner Tage nicht unmittelbar miterleben konnten. Schon am Sonnabend hatte ein ununterbrochener Pilgerstrom eingesetzt
Von überall her waren sie gekommen, in überfüllten Zügen vom katholischen Eichsfeld; in Sonderzügen aus Saalfeld, mit Sonderomnibussen aus der näheren und weiteren Umgebung von Erfurt, alle mit dem einen großen Ziel, noch mehr von dem echt katholischen Geiste zu empfangen, der die Teilnehmer in Berlin beseelte
Mehrere Hundert Männer fanden sich als die Träger der Männerarbeit in ihren Gemeinden zu der ersten Männerkonferenz dieser Art nach dem Kriege zusammen. In reger Aussprache wurde festgelegt, daß bis in die letzte Station hinein die Männer durch verantwortungsvolle Mitarbeit helfen sollen, daß das Reich Gottes wächst und das kirchliche Leben wieder männliche Züge erhält
In der Männerpredigt im Dom mahnte P. Görlich die Männer, unserer Zeit christliches Gepräge zu gehen. Die Silesius-Motette des Erfurter Domchores war ein wertvoller künstlerischer Rahmen. Nach dem feierlichen Gottesdienst im Dom und Severi tagten am Sonntagvormittag die sechs Arbeitsgemeinschaften in verschiedenen Kirchen Erfurts. Noch einmal wurden die wichtigsten Themen der Arbeitskreise des Berliner Katholikentages dargeboten und die dort entwickelten Gedanken weitergeführt
Den Höhepunkt des Sonntags bildete am Nachmittag die gemeinsame Feierstunde auf der Severiwiese mit den Texten der Gebetsstunde im Olympiastadion während des Katholikentages, die uns allen unvergeßlich sein wird. "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt", war Schlußwort und Leitgedanke der eindrucksvollen Worte, die P. Görlich zum Beginn der Gebetsstunde an die versammelte Menge richtete. Gewaltig war der Zug der 25 000, der sich zum Domplatz und den Domstufen bewegte. In nicht enden wollender Prozession wurde Christus der Herr über den weiten Domplatz zum Altar auf den Domstufen getragen, um von weithin sichtbarer Stätte die Wallfahrer, die Stadt, das Land, unser Volk, alle Schöpfung zu segnen
Mit Te Deum und heiligem Segen fand der Tag seinen Abschluß. Ein Tag, an dem der Sache Gottes ein voller Erfolg beschieden war. Mehr noch, auch über diesem Tage hätten die Worte stehen können, die Erzbischof Dr. Muench über den 75. Deutschen Katholikentag stellte: "Der Tag wird eine Glaubenskundgebung sein, das ist sicher; aber er wird noch mehr sein. Für alle Teilnehmer wird er ein Glaubenserlebnis sein, nicht im Sinne von menschlichem Tun, sondern in dem von göttlichem Wirken in deren Seelen."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.09.1998