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Aus der Region

Caritas Magdeburg

Erfahrung gegen Pioniergeist

Magdeburg (dw) - Grenzen überwinden ist ihr Job. In interkulturellen Zentren der Caritas arbeiten sie mit Flüchtlingen, Aus- und Einwanderern verschiedenster Kultur und Religion. Mitarbeiter des Centro San Antonio im westfälischen Rheine und des Interkulturellen Beratungs- und Begegnungszentrums (IKZ) der Caritas in Magdeburg-Buckau sahen sich Anfang März zu einem zweiten Partnerschaftstreffen.

Gerade für Profis in Sachen "Grenzen abbauen" sei es wichtig, den Blick hin und wieder auf die eigenen Grenzen und Mauern zu richten, erläuterte Nelson Rodrigues, der Leiter des Centro San Antonio während der Magdeburger Begegnung. Von der Zusammenarbeit mit dem IKZ erwarte er sich in diesem Sinne eine gegenseitige Horizonterweiterung, sagte der Mitinitiator der im vergangenen September begründeten Partnerschaft.

Interessant an der Arbeit des IKZ findet er unter anderem, dass sich hier von Anfang an fast alle Angebote an Angehörige verschiedener Nationalitäten richten, während man in Rheine erst ganz allmählich versucht, von der nach Ländergruppen getrennten Arbeit wegzukommen. Für nachahmenswert hält er ein ABM-Projekt, das seit einem Jahr in Magdeburg läuft: Jugendliche produzieren in der dortigen Mediengruppe unter Anleitung viermal im Jahr einen Fernsehbeitrag für den Offenen Kanal der Stadt. Thematisch geht es bei den Beiträgen immer um das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen. Nicht zuletzt wurden Rodrigues und seinen Kollegen während des Magdeburg-Besuchs die immer noch vorhandenen Grenzen zwischen Ost- und Westdeutschland von neuem bewusst. "Die Bilder, die man sich - gewollt oder nicht - vom anderen Teil Deutschlands gemacht hat, werden bei solchen Begegnungen richtig gestellt", stellte er fest. Einen verstärkten Erfahrungsaustausch zwischen ost- und westdeutschen Caritas-Mitarbeiter wünschte sich auch Monika Schwenke, Referatsleiterin für Migrationsdienste beim Magdeburger Diözesancaritasverband. Gemeinsam mit Nelson Rodrigues hatte sie die Partnerschafts-idee entwickelt, weil sie bei Fortbildungen für Teilnehmer aus ganz Deutschland mehrfach erlebt hatte, dass auf die Situation im Osten kaum eingegangen wurde: Anders als in den alten Bundesländern kann man hier beispielsweise nicht an eine lange Tradition im Zusammenleben mit Gastarbeitern anknüpfen, viele Menschen sind im Umgang mit Fremden sehr unsicher ...

"Bei euch spürt man noch Pioniergeist", sagten die Kollegen aus Rheine den Magdeburger IKZ-Mitarbeitern. Für nächstes Jahr planen die beiden Einrichtungen gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung eine gemeinsame Fortbildung zu Fragen der Integration von Zuwanderern und des Umgangs mit Rechtsextremismus in Schloss Wendgräben nördlich von Magdeburg.

Im IKZ soll in diesem Jahr am 4. Mai erstmals ein Fest der Roma stattfinden, die in Sachsen-Anhalt leben. Vorgesehen ist darüber hinaus ein interkulturelles Fußballturnier - ein Ereignis, das in Rheine schon zum vierten Mal auf dem Programm steht. Im April wird das Magdeburger Zentrum fünf Jahre alt. Neben den Festen, afrikanischen Trommelworkshops und anderen Begegnungsveranstaltungen gibt es hier spezielle Beratungsangebote für Aus- und Weiterwanderer, für Flüchtlinge aus Bosnien und dem Kosovo, für Vietnamesen und Aussiedler. Auch der Verein Refugium, der Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernimmt, hat seinen Sitz unter dem Dach des IKZ.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.03.2001

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