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Es begann mit Gaugraf Bruno

Am Wegesrand (7)

Kirche von aussen

Der heute wieder blühende Weinbau im Saale-Unstrut Gebiet ist ohne die Zisterziensermönche von Kloster Pforta nicht denkbar. Zwar gibt es ihn in der Region schon seit nunmehr über 1000 Jahren, aber es waren letztlich die frommen Mönche, die ihn zur eigentlichen Blüte brachten. Mönche gibt es heute in Pforta nur noch als Besucher, der Weinbau aber ist geblieben

Pforta steht aber seit Jahrhunderten besonders für Bildung. Gegründet wurde die Schule nach Aufhebung des Klosters im Jahr 1543 durch Herzog Moritz, dem späteren Kurfürsten der albertinischen Linie der Wettiner. "Das protestantisch gewordene Sachsen benötigte damals dringend dem Staat verbundene Geistliche, Lehrer, Wissenschaftler, Beamte und Juristen", berichtet Petra Dorfmüller, die Archivarin der heutigen Landesschule. So entstanden drei Fürstenschulen: St. Afra in Meißen, St. Augustin in Grimma und eben Kloster Pforta, heute unter dem Namen Schulpforta bekannt. Aus der einstigen Knabenschule wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine gemischte Internatsschule. Petra Dorfmüller berichtet, daß heute sogar die Mädchen in der Überzahl sind. Zwei Drittel Mädchen stehen einem Drittel Jungen gegenüber

Kirche von innen

Die angehenden Landesschüler durchlaufen vor Beginn eine Aufnahmeprüfung, nur die Begabtesten werden zugelassen. In der Regel beginnen sie mit dem neunten Schuljahr. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Musik, alte und neue Sprachen und in den Naturwissenschaften. Und war es früher für die Schüler sehr schwer, sich an die harten Verhältnisse zu gewöhnen - die durchaus mit dem Klosterleben zu vergleichen waren - so haben sich die Bedingungen wesentlich geändert. Alles ist freier und offener geworden, Bildung soll Spaß machen. Was jedoch der Einzelne mit der Geschichte seiner Schule, mit den Zisterziensern oder den berühmten Schülern Klopstock, Fichte, Ranke oder Nietzsche verbindet, muß er selbst entscheiden

Petra Dorfmüllers Domizil ist die historische Bibliothek der Landesschule. Hier - zwischen hohen Regalen und abertausenden alten und neuen Büchern - laufen die Fäden der Besucherbetreuung zusammen. So bietet die Schule nach Anmeldung Gruppenführungen an. Und noch bis Ende September gibt es zwei offene Führungen am Samstag. Wie die Archivarin berichtet, gehören Klosterkirche, Kreuzgang und die Abtskapelle zu den Stationen

Ein Blick in die Geschichte von Pforta: 1127 gründet Gaugraf Bruno vom Pleißegau ein Benediktinerkloster in Schmölln. Fünf Jahre später übernehmen Zisterzienser aus Walkenried (Harz) dieses Kloster, das jedoch bereits 1137 ins Saaletal bei Naumburg verlegt wird. Der neue Name des Kloster ist St. Marien zur Pforte. Woher dieser stammt, ist bis heute ungewiß. Petra Dorfmüller erzählt eine Hypothese: "Als die Zisterzienser hierher kamen, fanden sie bereits Reste eines älteren Kirchbaus vor, so ein Portal nach dem sie ihr neues Kloster benannten ..." Untermauert wird diese These durch Funde romanischer Bausubstanz bei Umbauten in den Jahren 1906 und 1931. Die eindeutig romanischen Elemente weisen auf eine Zeit vor der Zisterzienser-Klostergründung hin. Und in frühen Dokumenten zum Kloster findet sich immer auch die Bezeichnung "Porta"

Im Laufe seiner 400jährigen Geschichte im Saaletal kam das Kloster zu Ansehen und enormen Wohlstand. Diese Entwicklung, hervorgerufen durch die ökonomischen Talente der Zisterienser, traf aber im Spätmittelalter zunehmend auf den Widerstand und den Argwohn des Landesherren. Damit setzte ein "Unterwerfungsprozeß" der reichen Klöster unter den Staat ein. Verschiedenste Maßnahmen schränkten die Handlungsfreiheit der reichen Konvente ein. Herzog Georg von Sachsen - der übrigens als letzter herrschender Wettiner im Reformationszeitalter der katholischen Kirche die Treue hielt - leitete dann 1536 mit einer Order den Niedergang von Kloster Pforta ein: Alle Dokumente mußten daraufhin in die Pleißenburg zu Leipzig gebracht werden und die Mönche hatten jährlich 1000 Gulden an den Staat zahlen. Nach Georgs Tod (1539) führte sein Bruder Heinrich im heutigen Sachsen die Reformation ein und löste das Kloster 1540 auf. (jak)

Informationen: Führungen durch Kloster Pforta Anfang April bis Ende September immer samstags 10.30 Uhr und 14.30 Uhr. Oder auf Anmeldung unter 034463 / 35110, Frau Petra Dorfmüller. Einzelne Besucher können sich den Kirchenschlüssel beim Pförtner ausleihen, wo es Publikationen zu kaufen gibt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.09.1998

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