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Bistum Dresden-Meißen

Damit das Leben gelingt

Bistumswallfahrt St. Marienstern

St. Marienstern (jak/mh) - "Nutzen wir die Zeit und die von Gott geschenkten Gaben für die Ewigkeit", mit diesen Worten verabschiedete Benedicta Waurick, die Äbtissin von St. Marienstern die Wallfahrer aus allen Teilen der Diözese. Damit endeten fast sechs Stunden der Begegnung, des Gebetes und des Miteinanders

Rund 6000 katholische Christen waren am vergangenen Sonntag nach St. Marienstern gekommen, um gemeinsam mit den dort lebenden Zisterzienserinnen das 750jährige Bestehen des Klosters zu feiern. Sr. Benedicta ermutigte die Frauen und Männer, die Kinder und Jugendlichen sich auf das Leben einzulassen. Sie sagte: "Es liegt in unserer Hand, was wir aus unserem Leben machen. Gott läßt uns die Freiheit. Und daß wir diese richtig benutzen, das wünsche ich uns allen." Sie dankte allen, die sich für das Gelingen der Wallfahrt engagiert hatten und allen, die gekommen waren. Darunter Bischöfe aus drei Ländern: Diözesanbischof Joachim Reinelt, Bischof Tadeusz Rybak aus Liegnitz, Bischof Rudolf Müller aus Görlitz, Weihbischof Benno Pickel aus Saratow und Weihbischof Georg Weinhold. Die tschechische Nachbardiözese Leitmeritz entsandte Generalvikar Havelka als Vertreter für Bischof Josef Koukl, der sich mit den anderen tschechischen Bischöfen in Rom aufhielt

Bischof Joachim Reinelt ging in seiner Predigt unter anderem auf die evangelischen Räte Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam ein, die von den Zisterzienserinnen in besonderer Weise gelebt werden. Das funktioniere nur, wenn die einzelne Schwester von Gott fasziniert sei, betonte der Bischof. Und ein Kloster sei eben kein Ort des Eingesperrtseins, es befreie vielmehr "von der Gefangenschaft mancher Dinge, in die wir in der Welt gefangen sind." Mit Blick auf die heutige bundesdeutsche Wirklichkeit meinte Reinelt, "wer sich an den Konsum kettet, ist abhängig, er hat nur noch Angst, das alles wieder zu verlieren." Er machte den Christen Mut, auf die leise Stimme des Heiligen Geistes zu hören, die "zwar leise, aber doch täglich zu uns spricht. Fragen wir uns doch, was Gott heute von uns will."

Nach dem Gottesdienst nutzten Gemeinden und Verbände die Zeit, um sich den Wallfahrern vorzustellen. Mit dabei auch die Bautzner Dompfarrei St. Petri und die Vertretung der katholischen Sorben, der Cyrill-Methodius-Verein. Letzterer machte auf den gerade begonnenen Seligsprechungsprozeß für Kaplan Alois Andritzky aufmerksam. Andritzky wurde im KZ Dachau von den Nationalsozialisten ermordet

Die Gemeinden aus Ostritz und Dresden-Strehlen stellten ihre Kindersamstage vor, die einmal im Monat stattfinden. In Dresden-Strehlen läuft zudem eine Gemeindebefragung zum Glaubensprofil der dort lebenden katholischen Christen. Ein Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit gab die Gemeinde im erzgebirgischen Bärenstein. So gibt es beispielsweise im benachbarten böhmischen Weipert einmal in der Woche einen zweisprachigen Gottesdienst. Auch Gemeinde- oder Seniorennachmittage werden seit Jahren gemeinsam gestaltet

In einer Podiumsdiskussion stellten sich am Nachmittag die Bischöfe den Fragen der Wallfahrer. Unter anderem Bischof Rudolf Müller aus Görlitz. Er hoffe, daß im nächsten Jahrhundert die Einheit der Christen in einem hohen Maße erreicht werden kann. Es sei gerade mit Blick auf die heutigen kleinen Gemeinden sehr wichtig, daß die Christen zu einem gemeinsamen Glaubenszeichen fähig seien

Am Vorabend hatte sich die Jugend im Kloster versammelt. Nach der Vesper mit den Schwestern gabe es eine Agape, auch Gelegenheit für die Jugendlichen, mit den Ordensfrauen ins Gespräch zu kommen. Zwei außergewöhnliche Stücke bildeten den Höhepunkt des Bistumsjugendtages: "Zwei Nonnen gegen Tod und Teufel" (Seite 12/14) stellte Szenen aus der 750jährigen Klostergeschichte dar. Im Anschluß daran gab es in der Kirche das "Gregorianic Sound Projekt", das auf dem traditionellen Nachtgebet der Kirche, der Komplet, beruht. Martin Müller von der Kirchenmusikschule Dresden verbindet darin Elemente der traditionellen Kirchenmusik mit modernen Musikformen aus Blues und Jazz

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.09.1998

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